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Auf den Spuren der Menschenhändler

DW-Mitarbeiter Jan-Philipp Scholz hat ein Buch über irreguläre Migration zwischen Afrika und Europa veröffentlicht. 

Jan-Philipp Scholz
Bild: DW

Wohl kaum einen Ort hat Jan-Philipp Scholz in den vergangenen Monaten so oft gesehen wie den internationalen Flughafen von Tunis. Seit Herbst 2018 ist er für das DW-Akademie-Projekt „Media in Libya – Stability Through Reconciliation“ in der Region unterwegs. In der Region – das heißt aufgrund der angespannten Sicherheitslage in Libyen: in der Regel im Nachbarstaat Tunesien. Wenn er nicht gerade wieder pendelt zwischen dem nordafrikanischen Land und Europa. „Es ist schon seltsam: Was für mich ein zweistündiger Flug über das Mittelmeer und ein kleiner Stempel im Reisepass ist, dafür nehmen andere Schleuserbanden, seeuntaugliche Boote und das nicht gerade geringe Risiko in Kauf, unterwegs zu sterben“, so Scholz.

Weit mehr als 10.000 Menschen sind in den vergangenen Jahren beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, ums Leben gekommen. Sie waren für Jan-Philipp Scholz der Ausgangspunkt einer umfassenden Buchrecherche, die 2016 begann. Damals war er als Westafrika-Korrespondent der DW in Lagos. Nigeria ist eines der Hauptherkunftsländer jener irregulären Migranten, die ihr Leben in der Sahara und auf dem Mittelmeer aufs Spiel setzen, um ihr vermeintliches Traumziel Europa zu erreichen. „Ich habe damals sehr viele Beiträge zu dem Thema produziert, dabei viele Schleuserhochburgen in Nigeria, Niger und Mali besucht , entlang der typischen Migrationsrouten  viele Interviews mit Migranten geführt. Das brachte mich zu der Überzeugung: Thema verdient es, noch hintergründiger beleuchtet zu werden.“ 

So nahm sich Scholz eine mehrmonatige Auszeit, um die Odyssee der Migranten zwischen Herkunftsländern, Transitstaaten und Europa genau nachzuzeichnen. „Mir ging es dabei neben den persönlichen Schicksalen vor allem um zwei Fragen: Warum verlassen so viele junge Menschen ihre Heimat und wer sind die Profiteure dieses Phänomens?“ Nach Überzeugung des Autors sind es nicht nur die Schleuserbanden und Menschenhändler, sondern „teilweise auch die korrupten Eliten dieser Staaten“, so der DW-Journalist. 

Herausgekommen ist ein Buch, das die aktuelle politische Diskussion über Fluchtursachen, europäische Abschottungspolitik und die Bekämpfung krimineller Schleppernetzwerke aufgreift und um eine wichtige Perspektive aus Afrika ergänzt: „Menschenhandel, Migrationsbusiness, moderne Sklaverei –  Menschen gefangen zwischen afrikanischen Herkunftsländern und europäischen Staaten“, erschienen im April 2019 im Verlag Brandes & Apsel.