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Interview mit Gert Fröbe

"Der Mann mit tausend Gesichtern, das bin ich nicht" – Gert Fröbe über seine zahlreichen Beinamen

Ein einem Millionenpublikum bekanntes Gesicht: Gert Fröbe 11.11.76Bild: AP

Wenn man seinen Namen ausspricht, assoziieren die meisten mit ihm vor allem eines: den Schurken Goldfinger aus dem gleichnamigen Bond-Film. Doch Gert Fröbe, der "Bösewicht vom Dienst", wie ihn etwa die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 31.8.08 nannte, startete seine Karriere nicht zuerst mit diesem Streifen.

Ein strebsamer Bühnenmaler

Geboren wurde Gert Fröbe am 25.2.1913 in Planitz, einem Vorort von Zwickau, wo er auch das Realgymnasium besuchte. Die Bekanntschaft mit der Theaterbühne machte Gert Fröbe auf etwas ungewöhnliche Weise: am Dresdner Staatstheater absolvierte er zunächst eine Ausbildung als Bühnenmaler. Doch er wollte auch Schauspieler werden und nahm seinen ersten Unterricht bei Erich Ponto, dem dann eine weitere Schauspielausbildung bei Paul Günther in Berlin folgte. Bald kamen die ersten Engagements: in Wuppertal und in Frankfurt am Main spielte er die ersten Theaterrollen, bis er schließlich 1939 nach Wien ging. In Wien versuchte er sich dann auch beim Film. Gert Fröbes erster Filmauftritt: eine Rolle als Bauer in dem Film "Die Kreuzlschreiber" von Eduard von Borsody. Doch der "große Wurf" sollte noch kommen.

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Gert Fröbe in dem Film "Das Herz von St. Pauli" aus dem Jahr 1957 als reicher Bandenchef Jabowski Bild: picture-alliance/dpa

Otto Normalverbraucher

Man schrieb das Jahr 1948, als aus einer Idee ein Film entstehen sollte: die Verfilmung der damals erfolgreichen Kabarett-Revue "Schwarzer Jahrmarkt" von Günther Neumann. Doch bald stieß man an die Grenzen des Machbaren – Kabarett als Film konnte nicht funktionieren – und so musste das Drehbuch völlig überarbeitet werden. Es entstand nun der Film "Berliner Ballade", der zu einem recht großen Erfolg wurde. In der Hauptrolle des Otto Normalverbrauchers: Gert Fröbe. "Der Spiegel" urteilte am 8.1.49 nach der Uraufführung unter anderem: "Der Hauptrollenträger hat kaum 30 Worte zu sprechen. Überhaupt erinnern die wirkungsvollsten Szenen an den Stummfilm." Nichtdestotrotz: von nun an war Gert Fröbe dem deutschen Filmpublikum ein fester Begriff. Allerdings sollten für ihn für die nächste Zeit die Rollenangebote nur spärlich fließen.

Der international bekannte Schauspieler Gert Fröbe (r) in dem James-Bond-Film "Goldfinger" (1964) Kalenderblatt
Gert Fröbe in dem James-Bond-Film "Goldfinger" (1964). Mit dieser Rolle erlang er internationalen Ruhm Bild: dpa

Auric macht Weltkarriere

Etwa sechs Jahre dauerte es, bis Gert Fröbe nun auch den internationalen Durchbruch schaffte. Der französische Film holte ihn immer öfters in zunehmend größere Nebenrollen, bis die Rolle des Hermann in dem deutsch-französischen Streifen "Die Helden sind müde" von Yves Ciampi ihre Wirkung zeigte – Gert Fröbe kehrte in die deutschen Kinoproduktionen zurück. Es folgten nun zahlreiche internationale Filme, in denen er seine schauspielerische Vielfalt immer wieder aufs Neue bewies, es gab kaum Rollentypen, die für ihn ungeeignet gewesen wären. Das Jahr 1964 markiert für Gert Fröbe den Aufstieg zum Weltstar – eine Zwölfmillionen DM Filmproduktion, die übrigens 110 Millionen DM einspielte: der dritte James Bond Film "Goldfinger". Die Rolle des Bösewichts Auric Goldfinger, der die Goldreserven der USA radioaktiv verseuchen will, verdankte Gert Fröbe der Initiative eines der zwei Produzenten – Albert R. Broccoli. Gert Fröbe soll über seinen außerordentlichen Erfolg als Goldfinger gesagt haben: "77 Filme habe ich bis jetzt gedreht. Mit dem 78. aber bin ich bis ins letzte Dorf in Haiti bekannt geworden." Und diese Aussage könnte auch stimmen, wenn man bedenkt, dass er insgesamt in über 100 Filmen mitwirkte.

Der Boykott

Die Popularität von Gert Fröbe wuchs immer weiter: der Film "Die Tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" wurde erneut für ihn zu einem Erfolg. Als Oberst Manfred von Holstein begeisterte Gert Fröbe das Publikum weltweit. Doch auf diese nichtaufzuhaltende Karriere legte sich 1966 ein kleiner Schatten: Gert Fröbe wurde in Israel boykottiert. Dem Boykott war eine Schlagzeile der englischen "Daily Mail" vorausgegangen, in der ein Interview mit Fröbe überschrieben war: "Natürlich war ich Nazi!" Wie so oft, wurde diese Behauptung aus dem Gesamtkontext herausgerissen, denn es stellte sich vielmehr heraus, dass er als Sechszehnjähriger der NSDAP beigetreten war, doch schon 1937 schied er aus der Partei aus. Vielmehr hat er sich als Helfer einer aus rassistischen Gründen verfolgten Familie in Wien erwiesen. Der israelische Boykott wurde schließlich aufgehoben. Auch das Fernsehen griff gerne auf die Schauspielkunst von Gert Fröbe zurück. Man sah ihn in zahlreichen Produktionen, zuletzt 1988 in einer Gastrolle in der "Schwarzwaldklinik". Die rege Tätigkeit des Schauspielers wurde auch vielfach und gebührend geehrt. So wurde er unter anderem mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und die Bundespost ehrte ihn mit einer Briefmarke. Gert Fröbe starb am 5.9.88.

Im März 1983 sprach DW-Redaktuer Norbert Schreiber mit Gert Fröbe über seine Karriere und sein Leben.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich