1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Monika Grütters: Kreativsektor "ist nicht nur Unterhaltung"

Die Kulturbranche sei für die Demokratie wichtig, sagte Monika Grütters, Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, im Interview mit der DW-Chefredakteurin.

 Monika Grütters und Manuela Kasper-Claridge
Bild: DW

"Das sind ja nicht nur Lustbarkeiten, das ist nicht nur Unterhaltung, sondern das ist ein ganz wichtiges kritisches Korrektiv in unserem Gemeinwesen", so Grütters im Interview.

"Bei den Kreativen hat mich [in der Coronapandemie] erschüttert und auch getroffen, dass sie so um Sichtbarkeit gerungen haben, dass sie das Gefühl hatten, sie müssen auf sich und ihre Lebenssituation aufmerksam machen, aus Angst, ihre Bedeutung für das gesellschaftliche Ganze werde nicht richtig gesehen oder eingeschätzt", so die Staatsministerin.

Es sei "sehr beachtlich", dass sehr früh der Blick auf die Notsituation der Kulturszene gerichtet und sehr deutlich reagiert worden sei, sagte Grütters. Der Kulturetat sei mit "2,1 Milliarden Euro pro Jahr geradezu verdoppelt worden. Ich habe noch einmal zwei Milliarden Euro zusätzlich bekommen, nur um den Kreativen in dieser Pandemie zu helfen, um die Infrastruktur zu sichern, aber auch, um persönliche Lebensverhältnisse abzufedern."

Zur geplanten Eröffnung des Berliner Humboldt Forum am 20. Juli in Berlin sagte die Staatsministerin, die Zeit des Kolonialismus sei lange Zeit ein blinder Fleck in der Erinnerungskultur gewesen. Die Herrschaft Europas über Afrika komme erst jetzt in den Blick. "Innerhalb dieses großen Kosmos wird es natürlich auch die Debatte um koloniale Kontexte geben. Und dass sie dort [im Humboldt Forum] stattfindet, finde ich gut und richtig."

Interview Monika Grütters
Das Interview mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters führte DW-Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge. Bild: DW

Zu den Benin-Bronzen, die als Beutekunst nach Europa gelangten, sagte Grütters: "Die Geschichte dazu ist erforscht, wir kennen sie und wir wissen, dass selbst Deutschland über 500 Benin-Bronzen auf dem Kunstmarkt erworben hat, aber der Ursprungs-Kontext ist ein Unrechts-Kontext. Deshalb sind wir bereit zur Rückgabe und wir möchten zu substanziellen Rückgaben schon ab 2022 kommen."

"Der Name Humboldt steht für die Neugier auf die Welt. Alexander und Wilhelm von Humboldt haben die Geistesgeschichte vorangebracht", sagte Grütters. "Am Ende hoffe ich und wünsche mir, dass Besucher um die Erkenntnis reicher das Haus verlassen, dass uns Menschen überall auf der Welt trotz aller Unterschiedlichkeit mehr verbindet, als uns trennt."

Grütters sprach sich für die Gleichstellung in der männlich dominierten Kulturbranche aus. Sie selbst habe "alle Gremien in meinem Haus paritätisch besetzt. Alle. Bei einigen, zum Beispiel beim Film, mussten wir dafür Gesetze ändern." Ihr Haus habe "immerhin 44 Prozent Frauen in Führungspositionen. Ich glaube, wenn eine Frau vorne steht, die das auch auf eine selbstverständliche Art verkörpert und durchsetzt, kann man sehr viel erreichen."

Zur Frage, ob sie sich vorstellen könne, weiterhin als Kulturstaatsministerin tätig zu sein, sagte Grütters, dies würden die Wählerinnen und Wähler entscheiden. Sie selbst arbeite "mit großer Leidenschaft" in diesem Amt und sehe "keinen Grund, damit aufzuhören".

Das Interview wird ab Sonntag, 18. Juli, in der DW-Sendung Kultur.21 ausgestrahlt.