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Prozessauftakt gegen früheren IWF-Chef

Rodrigo Rato war früher spanischer Wirtschaftsminister, später Direktor des Internationalen Währungsfonds. Seit Montag muss er sich wegen Veruntreuung vor Gericht verantworten.

Spanien Caja Madrid Rodrigo Rato Prozess
Bild: picture alliance/dpa/Ballesteros

Rato steht wegen eines Finanzskandals bei der spanischen Sparkasse Caja Madrid und der Großbank Bankia vor Gericht. Neben dem ehemaligen Direktor des Internationalen Währungsfonds sind 64 weitere Beschuldigte angeklagt.

Den angeklagten Bankmanagern wird vorgeworfen, ein "Korruptionssystem" für private Zwecke genutzt zu haben. Dabei geht es um Kreditkarten, die den einstigen Führungskräften private Ausgaben in unbegrenzter Höhe und ohne jede Kontrolle ermöglichten. Das Geld sollen sie nicht als Einkommen deklariert und versteuert haben.

Essen, Reisen und Schmuck

Rato soll als Chef der Geldhäuser das Korruptionsnetzwerk mit seinem Vorgänger Miguel Blesa aufgebaut haben. Topmanager, aber auch Gewerkschafter und Politiker, die im Aufsichtsrat saßen, sollen jahrelang mit "schwarzen Firmenkarten" etwa Kleidung, Restaurantbesuche, Reisen und Schmuck bezahlt haben.

Insgesamt geht es bei den Vorwürfen gegen die 65 Angeklagten um etwa zwölf Millionen Euro, die zwischen 2003 und 2012 veruntreut worden sein sollen.

Der 67-jährige Rato betrat das Gericht in  Gericht in San Fernando de Henares nordöstlich von Madrid, ohne ein Wort zu sagen. Vor dem Gebäude hatte sich ein gutes Dutzend Demonstranten versammelt, die Rato und die anderen Angeklagten als "Räuber" und "Betrüger" beschimpften. Sie warfen ihnen vor, tausende Sparer und Kleinanleger "ruiniert" zu haben.

Staatsanwalt fordert Haftstrafe

Für Rato, der auch von anderen Finanzaffären bedrängt wird, fordert die Staatsanwaltschaft wegen "unrechtmäßiger Aneignung" und "unlauterer Verwaltung" viereinhalb Jahre Haft. Außerdem soll er mehr als 2,6 Millionen Euro Strafe zahlen.

Laut Anklage soll Rato selbst mehr als 99.000 Euro mit zwei Kreditkarten ausgegeben haben. Der Anwalt des 67-Jährigen sagte am ersten Prozesstag laut einem Zeitungsbericht von "El Economista", sein Mandant habe davon inzwischen rund 50.000 Euro zurückgezahlt. Rato bestreitet, dass er sich etwas zuschulden kommen ließ. Der Prozess soll mindestens bis Dezember dauern.

Minister, IWF-Chef, Bankdirektor

Rato war von 1996 bis 2004 Wirtschaftsminister und bis 2007 IWF-Chef. Zwischen 2010 bis 2012 leitete er die Caja Madrid und danach das Geldhaus Bankia, das aus der Fusion der Caja mit anderen Banken hervorging. Bankia musste 2012 mit Staatsgeldern in Höhe von über 20 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch bewahrt werden.

Nachdem der Skandal um die "schwarzen Kreditkarten" im Januar 2015 herauskam, wurde Rato aus der konservativen Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy ausgeschlossen.

bea/hg (dpa, afp)