Tichanowskaja: "Gefangene in Belarus unzerbrechlich"
Für die Dokumentation begleitete der türkische Journalist Can Dündar begleitete Swetlana Tichanowskaja über Monate hinweg zu Terminen und Auftritten in Vilnius, Wien, Aachen und Berlin. Die DW präsentierte die Dokumentation am Freitagabend im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz.
DW-Intendant Peter Limbourg sagte bei der Premiere in München: „Die meisten Menschen im Westen wissen nicht, wie es ist im Exil zu leben, nicht wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Daher ist unser Film mit Swetlana Tichanowskaja und Can Dündar so wichtig. Außerdem lenkt er die Aufmerksamkeit auch wieder auf den mutigen Kampf der Menschen in Belarus.“
Swetlana Tichanowskaja sagte im Anschluss an die Filmvorführung: „Jeder, der in Belarus lebt, ist in ständiger Gefahr, verhaftet, entführt, ins Gefängnis gesteckt zu werden.“
„Mein Mann steht in Belarus gerade wieder vor Gericht. Wir alle wissen, dass es eine Farce ist. Ein Versuch, Druck auf ihn auszuüben, um ihn zu brechen. Aber mein Mann ist, wie alle anderen politischen Gefangenen, unzerbrechlich“, so Tichanowskaja. Die mehr als 1.000 Gefangenen „wissen, dass das belarussische Volk weiter für sie kämpft. Sie glauben an uns, an die internationale Gemeinschaft. Daran, dass wir gemeinsam in der Lage sein werden, durch Druck, durch Sanktionen, durch Verhandlungen Mechanismen zu finden, um unsere geliebten Menschen [aus dem Gefängnis] herauszuholen und unser Land von der Diktatur zu befreien.“
In der Filmreihe Guardians of Truth trifft der ehemalige Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, Can Dündar, der 2015 aufgrund seiner Recherche über Waffenlieferungen der Türkei an Syrien inhaftiert wurde, im Exil lebende Journalist*innen, Politiker*innen und Dissident*innen rund um die Welt. Er spricht mit ihnen über das Schicksal, das er selbst mit ihnen teilt. Dündars Filme zeigen eindrucksvolle Biografien von Menschen, die furchtlos für die Meinungsfreiheit eintreten.
Can Dündar: „Wir leben in einer Zeit, in der die Freiheit an vielen Orten der Welt bedroht ist. Zum Glück gibt es überall dort auch mutige Menschen, die diese Freiheit verteidigen. Es ist ein Privileg, dass wir sie im Rahmen dieser Filmreihe treffen können.“
Die Protagonisten Can Dündar und Swetlana Tichanowskaja
Der türkische Journalist Can Dündar deckte 2015 illegale Waffenlieferungen der Türkei nach Syrien auf, wurde von Präsident Recep Tayyip Erdoğan als Terrorist bezeichnet und floh, nachdem während seines Prozesses ein Anschlag auf ihn verübt worden war, nach Deutschland. Seither setzt er sich für die Meinungsfreiheit weltweit ein.
Swetlana Tichanowskaja ist belarussische Oppositionsführerin „wider Willen“. 2020 trat ihr Mann Sergej Tichanowski bei den Präsidentschaftswahlen gegen den langjährigen Machthaber Alexander Lukaschenko an, wurde jedoch vor dem Wahltag in Haft genommen und später zu 18 Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Swetlana Tichanowskaja übernahm kurzfristig die Kandidatur ihres Mannes, verließ aber wenig später aus Sicherheitsgründen mit ihren zwei Kindern das Land und lebt seither im Exil in Litauen. Sie rief zu friedlichen Protesten gegen Machthaber Lukaschenko auf und setzt sich für die Freilassung politischer Gefangener ein.
Im aktuellen Press Freedom Index von Reporter ohne Grenzen belegt Belarus Platz 153 von 180 Ländern.
Auf den YouTube-Kanälen von DW Documentary ist die Produktion in sechs Sprachen verfügbar:
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