"Wir müssen die Gemäßigten gewinnen"

Bonn – Die jetzt eingesetzte Übergangsregierung wird in Somalia keine Stabilität bringen. Darin waren sich die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion in der DW-Reihe „Dialog der Welt“ am 6. Februar im Bonner Funkhaus einig.

"Machtkampf am Horn von Afrika": Hartwig Fischer diskutierte als Afrika-Experte der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag auf dem Podium mitBild: DW

Unter der Moderation von Ludger Schadomsky, DW-RADIO/Amharisch, diskutierten Ulrich Delius von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Hartwig Fischer, Afrika-Experte der Unionsfraktion im Bundestag, und Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) über den "Machtkampf am Horn von Afrika".

Delius warnte davor, den Konflikt in der Region darauf zu verkürzen, dass so genannte islamistische Gotteskrieger gegen Streitkräfte aus christlichen Ländern kämpfen. Die Lage sei wesentlich komplexer, als es in vielen deutschen Medien dargestellt werde. "Dass die Regierung aus 47 Ministern und 42 Vizeministern besteht, macht den Proporz deutlich, der bei der Regierungsbildung zu berücksichtigen war", ergänzte Annette Weber.

Anette Weber
Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik Bild: DW

Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob eine von der Afrikanischen Union koordinierte "Battle Group" helfen könnte, die Situation in Somalia zu stabilisieren. Nach Ansicht Fischers könnte eine solche Truppe – die unbedingt auch mit Soldaten arabischer Staaten verstärkt werden müsste – eine Sicherheitsgrundlage im Land schaffen und dafür sorgen, dass sich alle Interessengruppen auch an einen Tisch setzen.

Weber widersprach: "Inwieweit ist eine militärische Lösung sinnvoll, wenn es sich doch im Grunde genommen gar nicht um ein militärisches Problem handelt?" Wolle man einen stabilen Transformationsprozess in Somalia einleiten, müsse man auch die Warlords und etwa 200 Clans des Landes sowie die gemäßigten Kräfte unter den Scharia-Gerichtshöfen einbinden. "Wir müssen die gemäßigten Islamisten gewinnen, um mit ihnen gemeinsam eine Lösung zu finden", stimmte Fischer zu.