Über 2000 Gäste: GMF endet mit neuen Perspektiven
Im Fokus des GMF 2023 standen vor allem die Themen Medienpolitik und -regulierung sowie die Auswirkungen von Kriegen auf die Pressefreiheit.
Auf der zweitägigen Konferenz trafen sich Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Politik, Medien, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Kultur unter dem Motto "Overcoming divisions", um die wichtigsten globalen Akteure zum gemeinsamen Handeln anzuregen. Führende Medienvertreterinnen und -vertreter sprachen über Perspektiven für Pressefreiheit, den Budgetdruck auf den Journalismus und die großen Fortschritte in der künstlichen Intelligenz, die sich langfristig auf den Journalismus auswirken werden.
Der russische Journalist und Friedensnobelpreisträger Dmitry Muratov eröffnete den zweiten Tag und machte die Auswirkungen von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auf die Presse in seinem Heimatland deutlich: "Russland gehört nicht länger zu Europa. Das Fenster zu Europa wurde geschlossen und mit Gittern verriegelt", sagte Muratov.
Der Nobelpreisträger rief zur Unterstützung von Journalistinnen und Journalisten auf. "Die schwierigste Frage ist, warum die Russen schweigen. Warum rebellieren sie nicht? Sind alle Russen Sklaven? Ich werde mit einer Gegenfrage antworten: Wo sollen sie sich äußern? Demonstrationen sind verboten; 20.000 Gerichtsverfahren wurden gegen Friedensaktivisten eingeleitet; 300 Medienhäuser wurden geschlossen. Im Parlament gibt es keinen einzigen Abgeordneten, der sich für den Frieden ausspricht. Diejenigen, die im Gefängnis sitzen, verdienen unseren Respekt und wir sollten versuchen, ihnen zu helfen."
"Ich habe das Rote Kreuz offiziell darum gebeten, Alexej Nawalny, dem Anführer der russischen Opposition, zu helfen. Seit 883 Tagen befindet er sich nicht einfach nur im Gefängnis, sondern in einem eigenen Gefängnis innerhalb eines Gefängnisses. Dort werden Menschen in lebende Leichen verwandelt. Das Rote Kreuz kann hier nicht eingreifen", sagte er.
Muratov rief die internationale Gemeinschaft auf, Russlands Medien-Blackout zu verhindern, nachdem das Land die Schließung fast aller unabhängigen Medien erzwungen und wichtige Plattformen blockiert hatte. "Wir dürfen nicht zulassen, dass YouTube gesperrt wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass Wikipedia gesperrt wird. Dies sind die letzten Plattformen, über die Journalistinnen und Journalisten noch Inhalte verbreiten können. Wenn YouTube und Wikipedia abgeschaltet werden, dann müssen Ingenieure für die Pressefreiheit kämpfen."
Auch Gilda Sahebi, deutsch-iranische Journalistin, betonte in einem anderen Panel die Rolle der sozialen Medien bei der Berichterstattung über die Proteste im Iran: "Guter Journalismus und soziale Medien gehören zusammen, besonders im Iran, aber auch in Deutschland. Wir Journalistinnen und Journalisten sind auf soziale Medien angewiesen, nicht nur um unsere Nachrichten zu verbreiten, sondern auch um andere Perspektiven zu gewinnen, um andere Stimmen zu hören, die wir sonst vielleicht nicht wahrnehmen würden."
Am Nachmittag gab das GMF die drei Finalisten des Start-up Contests auf dem GMF bekannt, von denen Sasha Ivanova, Gründerin des Start-ups SharpShark, den ersten Platz belegte. SharpShark ist ein Blockchain-basiertes Tool, das Unternehmen und Einzelpersonen dabei unterstützt, ihr geistiges Eigentum zu schützen und ihre textlichen, visuellen und anderen urheberrechtlich geschützten Inhalte zu vermarkten.
Óscar Martínez, der Chefredakteur des salvadorianischen Online-Magazins El Faro, ist der Gewinner des DW Freedom of Speech Award 2023, der am Montag, den 19. Juni, auf dem GMF überreicht wurde.
Traditionell wird auch das 17. DW Global Media Forum im Juni stattfinden - am 17. und 18. Juni 2024 in Bonn.
Über das GMF
Das DW Global Media Forum bietet seit 2008 eine einzigartige interdisziplinäre Plattform für Medienschaffende sowie Entscheidungsträger aus Politik, Zivilgesellschaft, Kultur, Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft aus aller Welt, um sich zu treffen und im Rahmen eines interkulturellen Austauschs voneinander zu lernen. Das Global Media Forum wird durch das Auswärtige Amt, das Land Nordrhein-Westfalen, die Stiftung Internationale Begegnung der Sparkasse in Bonn, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Stadt Bonn und Meedia unterstützt.
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