Ägypten greift im Sinai durch
10. August 2012Ägyptische Sicherheitskräfte sollen in dem Ort Scheik Sweid, nicht weit von dem Grenzübergang Rafah vom Sinai in den Gazastreifen, ein Haus gestürmt und die Verdächtigen gefasst haben. Die mutmaßlichen Islamisten sollen vor fünf Tagen an einem Angriff auf einen ägyptischen Grenzposten im Sinai beteiligt gewesen sein. 16 ägyptische Soldaten sollen dabei getötet worden sein. Ägypten und Israel machen Palästinenser aus dem Gaza-Streifen und Islamisten vom Sinai für den Angriff verantwortlich.
Israel unterstützt Ägypten gegen Terroristen
Als Reaktion auf den Überfall startete die ägyptische Armee am Mittwoch die größte Militäroperation im Sinai seit Jahrzehnten. Hunderte Soldaten und Militärfahrzeuge habe Ägypten in den Nordsinai entsandt. Nach eigenen Angaben hat das ägyptische Militär 20 Extremisten getötet. Einige Bewohner des Sinai hingegen zweifelten an der Darstellung. Sie berichteten, sie hätten nichts von einer militärischen Auseinandersetzung oder von Toten mitbekommen.
Israel unterstützt Ägypten gegen die mutmaßlichen Terroristen. Es hatte nach der Attacke auf den Grenzposten einer vorübergehenden Lockerung der Vorschriften des dort geltenden Friedensvertrags zugestimmt. Die ägyptische Armee dürfe Kampfhubschrauber in das Gebiet entsenden, hieß es aus israelischen Regierungskreisen.
In der Nacht zu Freitag sollen bewaffnete Männer erneut einen Grenzübergang im Sinai angegriffen haben. Zu Schaden gekommen sei dabei niemand.
Sinai – Heimat für Drogenschmuggler und Terroristen
Nach dem ägyptisch-israelischen Friedensvertrag von 1979 war die Sinai-Halbinsel größtenteils entmilitarisiert worden. Den Vorschriften entsprechend darf dort eigentlich nur ganz wenig Militär stationiert sein. Die Situation auf dem Sinai hat sich seit dem Sturz des Diktators Husni Mubarak allerdings verändert: Der Ex-Präsident hatte stets eng mit Israel zusammengearbeitet, um gemeinsam für Sicherheit in der Region zu sorgen.
Seit seinem Sturz ist vor allem der Nordsinai ein beliebter Ort für bewaffnete Terroristen, Drogendealer und Waffenschmuggler. Israel hat Angst, von dort aus könnten Djihadisten und militante Palästinenser aus dem benachbarten Gazastreifen Anschläge auf Israel planen. Zumal der neu gewählte Präsident Ägyptens, Mohammed Mursi, ein ehemaliger Muslimbruder ist und eine ideologische Nähe zu der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen wahrscheinlich ist.
In Kairo waren Tausende Menschen aus Wut über die Tötung der ägyptischen Grenzschützer auf die Straße gegangen. Die Demonstranten verlangten von der Regierung ein hartes Vorgehen gegen die Täter. Mursi hat angekündigt, wieder für Stabilität im Sinai und an den Grenzübergängen zum Gazastreifen zu sorgen.
Der Grenzübergang Rafah nach Gaza, den Ägypten unmittelbar nach dem Angriff geschlossen hatte, ist inzwischen wieder offen. Die vorübergehende Öffnung soll vor allem muslimischen Pilgern aus Gaza, die von ihrer Fahrt nach Mekka (Saudi-Arabien) zurückkehren, die Heimkehr ermöglichen.
nem/pg/qu (dapd, afp, rtr, afp)