Äthiopische Passagiermaschine abgestürzt
10. März 2019Eine Maschine der Fluggesellschaft Ethiopian Airlines ist sechs Minuten nach dem Start in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba abgestürzt. Die Boeing 737-800 MAX war auf dem Weg nach Kenias Hauptstadt Nairobi. Ein Sprecher der staatlichen Fluglinie teilte mit, es seien 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder an Bord gewesen. Es gibt keine Überlebenden, wie die Airline später bestätigte.
Die Passagiere stammten aus mindestens 34 Ländern. Unter den Opfern sind 32 Kenianer, 17 Äthiopier und acht Chinesen, wie weiter bekannt wurde. Nach einer von der Fluggesellschaft veröffentlichten Liste befinden sich unter den Opfern auch fünf Deutsche. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, es gehe davon aus, dass bei dem Unglück deutsche Staatsbürger ums Leben kamen, nannte aber keine Zahlen. "Das Auswärtige Amt und die Botschaft Addis Abeba stehen mit Ethiopian Airlines und den äthiopischen Behörden in engem Kontakt, um dazu schnellstmöglich gesicherte Informationen zu erhalten", hieß es in einer Stellungnahme.
Nach Angaben von UN-Generalsekretär António Guterres starben bei dem Absturz auch Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Genaue Zahlen oder Details nannte er nicht. In Nairobi beginnt am Montag eine UN-Umweltkonferenz, bei der Staats- und Regierungschefs, Umweltminister und Experten aus aller Welt erwartet werden. Das Unglück mache ihn "zutiefst traurig", sagte Guterres weiter und drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.
Funkkontakt zu Piloten verloren
Der Pilot der Unglücksmaschine hatte unmittelbar nach dem Start Probleme gemeldet und nach Angaben der Fluggesellschaft um Erlaubnis gebeten, zum Flughafen zurückzukehren. Dafür habe er grünes Licht bekommen. Der Start erfolgte bei gutem Wetter.
In einer Erklärung der Fluggesellschaft heißt es, die Maschine sei nahe der Stadt Bishoftu (auch Debre Zeit genannt), etwa 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt, abgestürzt. Wenige Minuten nach dem Abheben der Boeing habe man den Funkkontakt zu den Piloten verloren. Die Flugverfolgungs-Webseite Flightradar24 berichtet, die Boeing 737 habe eine "instabile Geschwindigkeit" beim Steigflug gehabt.
Das Flugzeug soll erst Mitte November an die Fluggesellschaft ausgeliefert worden sein. Bei einer Pressekonferenz sagte Airline-Chef Tewolde GebreMariam, es sei für Spekulationen zur Absturzursache noch zu früh. Der US-Flugzeugbauer Boeing zeigte sich "zutiefst betrübt" und kündigte an, bei den Ermittlungen technische Unterstützung zu leisten.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete von einem tiefen Krater an der Unglücksstelle. Flugzeugteile und persönliche Gegenstände der Passagiere lagen weit verstreut. Rettungskräfte bargen menschliche Überreste. Vor Ort waren Polizisten, Soldaten und ein Ermittlungsteam der Behörde für zivile Luftfahrt. Die Fluglinie veröffentlichte mehrere Telefonnummern, unter denen Angehörige und Freunde Informationen bekommen sollen.
Das Büro des äthiopischen Regierungschefs Abiy Ahmed sprach via Twitter den Angehörigen sein Beileid aus. Das Parlament habe den kommenden Montag zu einem nationalen Trauertag erklärt, hieß es in einem weiteren Tweet.
Kenias Staatschef Uhuru Kenyatta zeigte sich "betrübt" und erklärte, er bete für die Angehörigen der Opfer. Der Kommissionspräsident der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, zeigte sich "vollkommen schockiert und ungemein traurig". Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückten ihre Anteilnahme aus.
Boeing 737 MAX 8: Zweiter Absturz in sechs Monaten
Ethiopian Airlines gehört mit einer Flotte von 108 Flugzeugen zu den größten Airlines Afrikas und unterhält eines der größten Streckennetze des Kontinents. Die Fluggesellschaft bringt viele Passagiere aus Europa und Asien über das Drehkreuz Addis Abeba in andere afrikanische Länder. Sie gehört zum Verbund der von der Lufthansa mitgegründeten Star Alliance.
Im Oktober war eine zwei Monate alte Boeing 737-800 MAX der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air kurz nach dem Start abgestürzt. Laut einem vorläufigen Untersuchungsbericht hatten die Piloten immer wieder versucht, einen automatisch eingeleiteten Sinkflug abzufangen und den Jet nach oben zu ziehen. Alle 189 Menschen an Bord kamen ums Leben.
se/ust/hk (dpa, afp, rtr, ap, ethiopianairlines.com)