Österreich-Fans sorgen bei EM 2024 für Rassismus-Eklat
3. Juli 2024Michael Gregoritsch fand klare Worte. "Wir sollten uns ganz weit entfernen von rechtem Gedankengut und wissen, wie wichtig es ist, dass wir alle gleich sind, dass wir alle für unser Land da sind und für eine Sache so brennen können", sagte Österreichs Offensivspieler im Sender "Servus TV". Vor dem Achtelfinalspiel der EM 2024 in Leipzig, in dem Österreich gegen die Türkei mit 1:2 verloren hatte und damit aus dem Turnier ausgeschieden war, hatten einige österreichische Fans für einen Eklat gesorgt. In einer Fernsehübertragung war zu sehen, wie eine Fangruppe zur Melodie des Lieds "L'amour toujours" die Parole "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" sangen. Die Leipziger Polizei teilte mit, sie gehe der Sache nach.
ÖFB wollte Song bei EM als Jubellied spielen lassen
Bundesweit bekanntgeworden war die rassistische Parole durch ein Video von der Insel Sylt. Darin hatten zahlreiche junge Menschen bei einer Feier zu dem Lied des italienischen DJs Gigi D'Agostinho "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" gegrölt. Mittlerweile sind zahlreiche weitere Vorfälle bekannt. Auf einigen Volksfesten soll das Lied daher nicht mehr gespielt werden. Auch bei der Fußball-EM ist es nicht zugelassen. Das eigentlich sehr friedliche Liebeslied "L'amour toujours" gehört normalerweise zu den Songs, die im Umfeld der österreichischen Nationalmannschaft gespielt werden. Nach den Vorfällen mit der rassistischen Parole hatten der ÖFB und die Europäische Fußball-Union (UEFA) jedoch davon Abstand genommen.
Einige rechtsextreme und nationalistische Vorfälle bei EM 2024
Im Turnierverlauf hatte der deutsche Nationaltrainer Österreichs, Ralf Rangnick, vor dem Erstarken des Rechtsextremismus in Europa gewarnt. Bei der EM hatte es wiederholt einzelne rechtsextreme und nationalistische Vorfälle gegeben. So war im Gruppenspiel der Österreicher gegen Polen (3:1) in Berlin im österreichischen Fanblock ein Banner mit der Aufschrift "Defend Europe" (Verteidigt Europa) zu sehen. Es handelt sich dabei um einen Slogan der rechtsextremen Identitären Bewegung. In Frankreich ist die Organisation seit 2021 verboten.
Auch bei Vorrundenspielen von Kroatien, Albanien und Serbien hatten Fans dieser Nationen nationalistische Banner gezeigt. Die UEFA hatte den albanischen Nationalspieler Mirlind Daku für zwei Spiele gesperrt, nachdem er sich vor der Fankurve über ein Megafon abfällig über Mazedonier geäußert hatte.
Im Achtelfinale zwischen Österreich und der Türkei sorgte der türkische Matchwinner Merih Demiral nicht nur mit seinen beiden Toren für Schlagzeilen, sondern auch, weil er mit dem sogenannten "Wolfsgruß" jubelte. Die Geste ist das Erkennungszeichen der rechtsextremen Organisation "Graue Wölfe", die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Die UEFA untersucht auch diesen Vorfall.
sn/ck (dpa, sid)