10 mal Neues Deutsches Kino in München
Beim zweitgrößten deutschen Filmfest steht traditionell das heimische Kino im Mittelpunkt. Die Reihe "Neues Deutsches Kino" ist Herzstück des Festivals - mit vielen Weltpremieren. Wir stellen unsere Favoriten vor.
Gleissendes Glück
Eine gelungene Literaturverfilmung und gleichzeitig großes Schauspielerkino ist "Gleissendes Glück". Regisseur Sven Taddicken hat sich des Romans der Schottin A.L. Kennedy angenommen und daraus ein mit Martina Gedeck und Ulrich Tukur glänzend besetztes Zwei-Personen-Stück gemacht. Ein Beziehungsdrama abseits aller gängigen psychologischen Klischees.
Die Welt der Wunderlichs
Regisseur Dani Levy kann man sicherlich nicht mehr zum deutschen Filmnachwuchs zählen. In der Reihe "Neues Deutsches Kino", die vor allem jüngeren Filmemachern ein Forum bietet, läuft sein Film trotzdem. "Die Welt der Wunderlichs" ist eine herrlich überspannte Satire auf Familienbande und TV-Castingshows: mit Katharina Schüttler, Peter Simonischek und Christiane Paul.
Die Habenichtse
Mit seiner Schwarzweiß-Ästhetik kommt Florian Hoffmeisters "Die Habenichtse" sehr ambitioniert daher. Auch sein Film basiert auf einer Romanvorlage: Katharina Hackers "Die Habenichtse" gewann 2006 den Deutschen Buchpreis. Der Film (u.a. mit der wie immer wunderbaren Julia Jentsch) hält sich recht eng an die Vorlage und zeigt junge Leute in Zeiten der Orientierungslosigkeit.
5 Frauen
Als einen "Film für Männer, die gern schönen Frauen dabei zuschauen, wie sie böse Dinge tun" umschreibt Regisseur Olaf Kraemer sein Debüt "5 Frauen". Auf jeden Fall bedient sich Kraemer eines klassischen Kino-Stoffes: Fünf Protagonisten treffen sich an einem einsamen Ort, dann kommt ein Fremder dazu und bringt alles durcheinander.
Die Mitte der Welt
"Die Mitte der Welt" zeigt einen Heranwachsenden inmitten einer ihm noch fremden Gefühswelt. Ein Film über jugendliche Verwirrung und Neugier, über erste Lieben und die Suche nach Identität. Auch "Die Mitte der Welt" ist eine Literaturverfilmung: Regisseur Jakob M. Erwa hat sich des Erfolgsromans von Andreas Steinhöfel aus dem Jahr 1998 angenommen.
Volt
Eine ganz andere Geschichte erzählt Tarek Ehlail in "Volt". Der Regisseur entwirft eine möglicherweise ganz realistische Zukunftsvision aus Deutschland. Flüchtlinge und Asylsuchende sind in sogenannten Transit-Zonen untergebracht und streng vom Rest der Bürger abgeschirmt. Die Polizei tritt martialisch und wenig sensibel auf. Im Mittelpunkt: Volt (Benno Fürmann), der zwischen die Fronten gerät.
Die Hände meiner Mutter
Eine erschütternde Geschichte erzählt Florian Eichinger in "Die Hände meiner Mutter". Der dicht inszenierte und gut gespielte Film beginnt wie der dänische Klassiker "Das Fest". Während eines Familienfestes kommt es zu einem Eklat. Und wie auch in Thomas Vinterbergs Film von 1998 geht es anschließend um die Aufarbeitung eines sexuellen Missbrauchs. Dafür gab's den Förderpreis Neues Deutsches Kino.
Die letzte Sau
Ein Film über Landwirtschaft in Deutschland zwischen Industrie und Tierliebe: Das ist Aron Lehmanns "Die letzte Sau". Eine typische Provinz-Komödie, die ihre Kraft aus derber Mundart und skurrilen Szenen bezieht, ein Film zwischen Witz und Tragik. "Die letzte Sau" ist ein Road-Movie mit Schwein: Bauer Huber fährt mit dem Motorrad und seiner letzten Sau durch die Lande.
Die Reise mit Vater
Eher seltener begegnet man in der Reihe "Neues Deutsches Kino" historischen Filmen. Die gebürtige Rumänin Anca M. Lăzărescu, die seit 1990 in Deutschland lebt, hat mit "Die Reise mit Vater" ein Road-Movie vorgelegt, das den Zuschauer ins Jahr 1968 führt: Zwei sehr unterschiedliche Söhne brechen von Rumänien auf, um den kranken Vater in Deutschland medizinisch behandeln zu lassen.
Zeigen was man liebt
Um Historie, besser um Filmgeschichte, geht es in "Zeigen was man liebt". Hier hat sich ein Regiekollektiv mit der "Münchner Schule" beschäftigt: In den späten 60er Jahren wagten Klaus Lemke, Rudolf Thome und May Spils einen etwas anderen deutschen Kinofilm: locker und verspielt, frech und angelehnt an französische und US-Vorbilder. Akteure wie Werner Enke ("Zur Sache, Schätzchen") erinnern sich.