108 Millionen Menschen hungern
31. März 2017Weltweit litten 108 Millionen Menschen im vergangenen Jahr an akuter Mangelernährung und hatten kaum Zugang zu Grundnahrungsmitteln, heißt es in dem Bericht "Global Report on Food Crises 2017". Im Jahr 2015 habe die Zahl der Hungernden bei 80 Millionen gelegen. Der in Brüssel vorgestellte Bericht wurde von der EU, der US-Entwicklungsbehörde USAID und mehreren UN-Organisationen gemeinsam erarbeitet.
Mehr Hilfe erforderlich
Für das laufende Jahr erwarten die Autoren einen weiter steigenden Bedarf für humanitäre Hilfe, da in vier Ländern Hungerskatastrophen drohten: Südsudan, Somalia, Jemen und im Nordosten Nigerias. Weitere Länder wie der Irak und Syrien sowie Malawi und Simbabwe benötigten massiv Hilfe, da die Ernährung der Menschen nicht gesichert sei. Ohne Unterstützung von außen werde sich die Lage in all diesen Ländern in den kommenden Monaten weiter verschärfen, heißt es in dem Report. Mehrere zehn Millionen Menschen liefen Gefahr zu verhungern.
Der EU-Kommissar für Internationale Zusammenarbeit, Neven Mimica, sagte, Europa habe eine führende Rolle übernommen und 2016 bereits 550 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Gerade seien weitere 165 Millionen Euro mobilisiert worden, um die Menschen in den von Hungersnot und Dürre geplagten Gebieten am Horn von Afrika zu unterstützen.
Kriege und El Niño als Ursache
Die wachsende Lebensmittelknappheit führt der Bericht vor allem auf gewaltsame Auseinandersetzungen in mehreren betroffenen Ländern zurück. "Zivile Konflikte sind die treibende Ursache für neun von zehn der schlimmsten humanitären Krisen", unterstreicht der Bericht einen engen Zusammenhang zwischen Frieden und gesicherter Ernährung. Eine weitere Ursache für Nahrungsknappheit ist das Klimaphänomen El Niño. Es hat im Osten und Süden Afrikas für Dürren und Ernteausfälle gesorgt. In einigen südafrikanischen Ländern verschlimmerten zudem Rekordpreise für Grundnahrungsmittel die Lage noch.
Spezialnahrung für Kinder
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef äußerte sich besonders alarmiert über die Lage in Somalia. Im Januar und Februar hätten knapp 35.000 Mädchen und Jungen nur durch Spezial-Nahrung vor dem Hungertod bewahrt werden können. Die Zahl der Kinder, die solche Spezialnahrung brauchten, sei im Vergleich zu den ersten beiden Monaten 2016 um fast 60 Prozent gestiegen. Zudem seien Ende März mehr als 18.400 Fälle von Cholera und akutem Durchfall in Somalia erfasst worden, viele der Betroffenen seien Kinder.
Unicef erinnerte daran, dass während der Hungersnot von 2011 in dem ostafrikanischen Land viele Kinder an einer Kombination aus Unterernährung und Durchfall gestorben seien. Damals kamen rund 260.000 Menschen ums Leben. Aufgrund der anhaltenden Dürre wird nun eine neue Hungerkatastrophe befürchtet. Nach UN-Angaben ist etwa die Hälfte der über 12 Millionen Einwohner Somalias auf Lebensmittelhilfe angewiesen.
wl/qu (dpa, epd, kna)