29 Tote bei schweren Überschwemmungen in Brasilien
Bei starken Überschwemmungen im Süden Brasiliens sind bislang 29 Menschen gestorben, Zehntausende mussten ihre Häuser verlassen, Hilfe ist nur schwer möglich. Der Gouverneur spricht von einer "historischen Katastrophe".
Land unter
Nur noch die Dächer dieser Häuser im südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul ragen aus dem Wasser: Seit Montag toben schwere Unwetter in der Region und sorgen für Überschwemmungen. Mindestens 29 Menschen sind bisher in den Fluten gestorben, berichteten brasilianische Medien am Donnerstag (Ortszeit). 60 Personen gelten als vermisst, die Opferzahlen könnten also noch steigen.
Hunderttausende sind betroffen
Das Wasser steht den betroffenen Menschen buchstäblich bis zum Hals: Der Starkregen hat ganze Regionen unter Wasser gesetzt, rund 150.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Darüber hinaus haben rund 320.000 Häuser laut Berichten derzeit keinen Strom, mehr als eine halbe Million Haushalte sind von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Die Behörden haben den Katastrophenzustand ausgerufen.
"Historische Katastrophe"
Die Verzweiflung ist dieser Anwohnerin, die zwei aus den Wassermassen gerettete Katzen im Arm hält, ins Gesicht geschrieben. "Leider sind wir Zeugen einer historischen Katastrophe", sagte der Gouverneur des betroffenen Bundesstaates Rio Grande do Sul, Eduardo Leite, und rief die Einwohnerinnen und Einwohner seines Bundesstaates dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen.
"100 Prozent Unterstützung" von Lula
Am Donnerstag besuchte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in Begleitung mehrerer Kabinettsmitglieder das Katastrophengebiet. Zusammen mit Gouverneur Leite nahm er an einem Koordinierungstreffen für die Rettungsaktionen teil und sagte den Betroffenen seine Hilfe zu: Die Regierung werde die Behörden in Rio Grande do Sul "zu 100 Prozent" unterstützen, so der Präsident.
Holprige Hilfe
Doch Hilfe ist vielerorts nur schwer möglich: Viele Straßen sind überflutet, in bergigen Regionen kommt es zu Erdrutschen. Am Donnerstag brach ein Staudamm teilweise. Mehr als 100 Gemeinden sind von der Katastrophe betroffen, insbesondere im Taquari-Tal. Dort hatten Überschwemmungen bereits vergangenen September 42 Menschenleben gefordert. Diesmal sei die Lage noch schlimmer, so Leite.
Abgeschnitten von der Außenwelt
Ganze Ortschaften sind in Rio Grande do Sul von der Außenwelt abgeschnitten: Fernstraßen sind teilweise unpassierbar, und wegen geringer Sicht konnten seit Dienstag in einige Regionen keine Flüge mit Hilfsgütern starten. Häufig ist zudem keine Kommunikation möglich, da auch die Telefon- und Internet-Verbindungen unterbrochen sind.
Rettung aus der Luft
Auch das Militär ist am Rettungseinsatz mit 600 Einsatzkräften, Booten und fünf Hubschraubern beteiligt. Etwa 100 Menschen seien gerettet worden. Die Soldatinnen und Soldaten helfen außerdem bei der Räumung von Straßen, der Verteilung von Hilfsgütern und der Einrichtung von Notunterkünften.
"So etwas habe ich noch nie gesehen"
In mehreren Ortschaften wurden Menschen - und Haustiere - in Booten in Sicherheit gebracht. Ob sie zurückkehren können, ist unsicher: Bisher verloren bereits mehr als 4600 Menschen bei den Überschwemmungen ihr Zuhause. "So etwas habe ich noch nie gesehen, es steht alles unter Wasser", sagte der 52-jährige Raul Metzel aus dem Ort Capela de Santana der Nachrichtenagentur AFP.
Keine Entwarnung in Sicht
Auch am Freitag soll es in der Region weiter regnen. Präsident Lula betonte, dass das Hochwasser eine Folge des Klimawandels sei: In den vergangenen Monaten litt Brasilien immer wieder unter Hitzewellen und Starkregen. Die Erderwärmung führt dazu, dass solche Extremwetterereignisse häufiger und intensiver auftreten. Derzeit werden die Wetterextreme zudem durch das Klimaphänomen El Niño verstärkt.