30 Jahre Camp David
25. März 2009Der Verkäufer in einem Washingtoner Geschäft hat an jenem 26. März 1979 zwar keine Ahnung, wo Jerusalem, Kairo oder der Nahe Osten überhaupt liegen; aber drei Ecken weiter, vor dem Weißen Haus, wird für diese Geschichte geschrieben: US-Präsident Jimmy Carter, der ägyptische Präsident Anwar el-Sadat und der israelische Ministerpräsident Menachem Begin unterzeichnen den Frieden von Camp David zwischen Ägypten und Israel. Der erste Friedensvertrag zwischen Israel und einem arabischen Staat. Jimmy Carter ist sichtlich zufrieden: "Zwei große Staatschefs - groß für die Geschichte ihrer Nationen - Präsident Anwar el-Sadat und Ministerpräsident Menachem Begin haben diesen Feldzug mit mehr Mut, Zähigkeit und Inspiration geführt als je ein General, wenn er Menschen und Maschinen ins Schlachtfeld führte."
Zwei Jahre zuvor hatte Präsident Sadat überraschend verkündet, er sei bereit, "bis ans Ende der Welt zu gehen, selbst in die israelische Knesset", um Frieden in der Region zu erreichen. In Israel – und nicht nur dort - hatte man nach der Wahl des nationalistischen Menachem Begin gerade die Hoffnung auf Frieden aufgegeben, Begin lud Sadat aber ein und dieser kam nach Jerusalem. Intensive Friedensverhandlungen führten schließlich ein Jahr später zum "Abkommen von Camp David".
Palästinenser verurteilen Abkommen als "Separatfrieden"
Politiker aus aller Welt sind dabei, als der Frieden vor dem Weißen Haus unterzeichnet wird. Es fehlen die Vertreter der arabischen Welt, vor allem: Die Palästinenser. Sie sind gegen das Abkommen, das sie als Separatfrieden verurteilen und sie boykottieren das Ägypten Sadats, der sich aber nicht einschüchtern lässt: "Das ägyptische Volk mit seinem großen Erbe und seinem einzigartigen Geschichtssinn hat von Anfang an den Wert und die Bedeutung dieses Unternehmens verstanden", verkündete er damals.
Für Sadat ist dies kein Separatabkommen, es soll auch den Palästinensern die erhoffte Lösung bringen. So sieht das Abkommen eine zeitlich begrenzte palästinensische Autonomie vor – als Übergang zum eigenen Staat. Wegen der allgemeinen Ablehnung wird nichts daraus. Erst vierzehn Jahre später sind die Palästinenser bereit, in Oslo ähnliches mit Israel zu vereinbaren. Für Israel unterschreibt Menachem Begin, der Führer der nationalistischen "Herut"-Partei – aus der später einmal der "Likud" des Ariel Sharon und Benjamin Netanyahu hervorgehen soll: "Ich komme aus dem Land Israel, dem Land Zion und aus Jerusalem, und ich stehe hier in aller Demut und mit Stolz, als Sohn des jüdischen Volkes, als Mitglied der Generation des Holocaust", sagte er bei der Unterzeichnung.
Nur Jordanien folgt dem Beispiel Ägyptens
Begin verpflichtet sich zur Rückgabe der gesamten Sinai-Halbinsel und zur Anerkennung des Prinzips "Land für Frieden". Doch er und seine Nachfolger setzen später alles daran, gerade diese Grundlage des israelisch-ägyptischen Friedens zu sabotieren. Mit ein Grund dafür, dass seitdem nur Jordanien dem Beispiel Ägyptens gefolgt ist und Frieden mit Israel geschlossen hat.
Anwar el-Sadat wird zwei Jahre später von islamistischen Gegnern des Friedens in Kairo ermordet. Camp David ist dennoch ein historisches Ereignis und der Frieden zwischen Ägypten und Israel hält bis heute. Es ist keine Liebe daraus entstanden, aber ein korrektes zwischenstaatliches Verhältnis. Und selbst wenn sie es nicht gerne zugeben: Die Neinsager von einst haben längst verstanden, dass Frieden der einzige Weg ist: Von Yassir Arafat und den Oslo-Verträgen bis zum saudischen König Abdullah und seinem Friedensplan, der besetzte Gebiete mit Frieden und Anerkennung aufwiegen will.
Aber es gibt auch weiterhin die Radikalen auf beiden Seiten - besonders im israelisch-palästinensischen Konflikt - die meinen, Macht, Stärke oder auch ideologische Verbohrtheit seien besser als Frieden und Konzessionen. Camp David bleibt für sie ein Fehler. Für unzählige andere in Israel und Ägypten hat der Frieden von Camp David aber wenigstens begrenzte Ruhe und Sicherheit gebracht. Und das seit dreißig Jahren.