"Nehmt mehr syrische Flüchtlinge auf"
8. Dezember 2014Finanzielle Hilfszusagen für humanitäre Programme alleine reichen nicht mehr aus: Im Vorfeld der Konferenz des UN-Flüchtlingshilfswerks am Dienstag in Genf dringt ein Bündnis aus 30 Nichtregierungsorganisationen jetzt auf feste Zusagen zur Aufnahme syrischer Flüchtlinge. Bis Ende 2015 müsse mindestens 180.000 syrischen Flüchtlingen ein sicherer Zufluchtsort gewährt werden, erklärten die Organisationen, darunter Oxfam, CARE, Amnesty International und Save the Children gemeinsam in Berlin. Die Zahl 180.000 entspreche ohnehin nur fünf Prozent der Flüchtlinge.
Auf dem gegenwärtigen Stand will die internationale Gemeinschaft weniger als zwei Prozent der vertriebenen Syrer eine Aufnahme in Drittstaaten zusagen, für einen unbestimmten Zeitraum. Nach Einschätzung der Organisationen reicht dies bei Weitem nicht aus. Bis Ende dieses Jahres werden demnach fast 3,6 Millionen Menschen in die Nachbarstaaten Syriens geflohen sein. Die Anrainerstaaten stoßen aber an die Grenzen ihrer Infrastruktur und ihrer Sozialsysteme.
Kathrin Wieland von Save the Children Deutschland sagte, die Situation für die schwächsten und am meisten gefährdeten Flüchtlinge werde immer dramatischer. "Einige - darunter kranke Kinder, die ohne schnelle Behandlung sterben werden - können in der Region schlicht nicht überleben".
Nach Angaben von "Pro Asyl" haben die deutschen Bundesländer über Länderprogramme bislang mehr als 7000 syrische Flüchtlinge mit Verwandten in Deutschland aufgenommen. Die Bundesregierung habe eine Zusage zur Aufnahme von insgesamt 20.000 Flüchtlingen aus Syrien abgegeben. Allerdings habe es 80.000 Anträge von Angehörigen in Deutschland lebender Syrer gegeben, die kaum eine Chance auf Genehmigung hätten, kritisierte "Pro Asyl".
In Deutschland wird mit einer weiter steigenden Zahlen von Asylbewerbern gerechnet. Eine Gesamtzahl von 230.000 Asylanträgen sei 2015 "im Bereich des Möglichen", sagte der Präsident des Bundesamts für Migration, Manfred Schmidt, der Zeitung "Rheinische Post". Dies wären gut 100.000 Anträge mehr als im Rekordjahr 2013.
SC/as (afp, dpa, KNA)