34. Sundance Filmfestival beginnt
18. Januar 2018"German Films" listet 2018 acht Sundance-Beiträge auf, in denen deutsche Produktionsgelder stecken. Seit 1954 kümmert sich "German Films" um das deutsche Kino im Ausland - auf Festivals, in denen ausschließlich das heimische Kino vermarktet wird, aber auch auf den großen, bekannten Filmtreffen der Welt.
Fatih Akins NSU-Drama "Aus dem Nichts", soeben mit einem Golden Globe ausgezeichnet und auch noch hoffnungsvoll im Oscar-Rennen vertreten, hat gerade wieder einmal den Blick des amerikanischen Publikums fürs deutsche Kino geschärft. Doch beim Sundance-Filmfest (18.1.-28.1.2018) stehen nicht arrivierte und bekannte Namen wie Fatih Akin im Mittelpunkt. Sundance setzt vornehmlich auf junge, noch wenig bekannte Filmemacher.
Der in Berlin lebende Regisseur Talal Derki wird zu Festivalbeginn seinen Film "Of Fathers and Sons" präsentieren. Der läuft in der Sundance-Sektion "World Cinema Documentary Competition" und eröffnet seltene Einblicke in das Leben einer Familie eines islamistischen Kämpfers in Syrien. Derki kehrte für seinen neuen Dokumentarfilm in seine Heimat Syrien zurück und drehte vor Ort.
Den Schmutz im Internet entfernen
Ebenfalls in der Dokumentarsparte wird "The Cleaners" gezeigt. Die Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block beschäftigen sich in ihrem Film mit Menschen, die einer ungewöhnlichen Arbeit nachgehen: Sie entfernen pornografische und gewaltverherrlichende Inhalte, die im Internet zirkulieren. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Debatte um das Netzwerkdurchsetzungsgesetz dürfte dieser Film auch in Deutschland auf besonders großes Interesse stoßen.
Schließlich ist mit "A Woman Captured" von Bernadette Tuza-Ritter eine dritte deutsche Co-Produktion im Doku-Wettbewerb von Sundance vertreten. "A Woman Captured" wirft dabei einen erschreckenden Blick auf ein Kapitel moderner Sklaverei, indem sie eine Frau in Ungarn porträtiert, die seit vielen Jahren ohne Lohn ausgebeutet wird.
Im Spielfilmbereich ist die deutsch-amerikanische Produktion "The Tale" von Regisseurin Jennifer Fox vertreten - prominent besetzt mit den Hollywood-Schauspielerinnen Laura Dern und Oscarpreisträgerin Ellen Burstyn. "The Tale" läuft in der Reihe "US Dramatic Competition" und erzählt eine Mutter-Tochter-Geschichte über eine lange Zeitspanne.
Ethan Hawke zum dritten Mal auf dem Regiestuhl
Dort tritt "The Tale" unter anderem gegen die dritte Regiearbeit des Schauspielers Ethan Hawke an: "Blaze". Hawke, der auch selbst die Hauptrolle spielt, erzählt im Film die tragisch endende Lebensbiografie des amerikanischen Countrysängers Michael David Fuller. Der unter dem Künstlernamen Blaze Foley bekannt gewordene Künstler wurde 1989 Opfer eines Mordanschlags.
Neben dem US-Spielfilm- und dem Dokumentarfilmwettbewerb gibt es zwei weitere Kategorien in Sundance, in denen Preise vergeben werden: "U.S. Documentary Competition" und "World Cinema Dramatic Competition". Ein Kandidat im internationalen Spielfilmwettbewerb ist "Yardie", auch diese Produktion wurde von einem international bekannten Schauspieler inszeniert: Idris Elba. Der Brite stellt in Sundance sein Debüt als Regisseur vor: eine Geschichte um Kriminalität und Drogen, die in Jamaika und Großbritannien spielt. "Yardie" muss sich unter anderem gegen den Film "Holiday" (unser Titelbild) beweisen. Die skandinavisch-niederländische Co-Produktion von Regisseurin Isabella Eklöf erzählt ebenfalls eine Gangstergeschichte und ist in der Türkei angesiedelt.
Insgesamt laufen beim Sundance Film-Festival in diesem Jahr rund 120 Spielfilme sowie zahlreiche Dokumentationen in 15 Programmkategorien, hinzu kommen knapp 70 Kurzfilme. Das Festival, das in den Städten Park City und Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah sattfindet, wird zum 34. Mal ausgetragen.
Erste Filmvorführungen in einem kleineren Festivalrahmen hatten dort bereits 1978 stattgefunden. Die damalige Veranstaltung sollte ursprünglich lediglich den Filmstandort Utah beleben und bekannt machen. 1981 stieß Hollywood-Star Robert Redford dazu und verschaffte dem Festival einen riesigen Publicity-Schub in der Öffentlichkeit.
Sundance gehört heute zu den wichtigsten Filmfestivals weltweit
Redford, in den 1980er Jahren einer der großen amerikanischen Filmstars, setzte sich dezidiert für den unabhängig von den großen Hollywoodstudios produzierten US-Film ein. Das Konzept ging auf, das Festival wurde immer populärer. Seit 1991 heißt es offiziell "Sundance Film Festival" und hat sich inzwischen zu einer der weltweit wichtigsten Plattformen des internationalen Kinos entwickelt - ohne den Glamourfaktor Hollywoods. Davon könnten jetzt auch wieder zahlreiche deutsche Co-Produktionen profitieren: Eine Premiere beim Sundance-Filmfestival gilt als beste Werbung für einen späteren Kinostart.