4.000 Euro Förderung für ein E-Auto
27. April 2016Mit der Kaufprämie soll die schleppende Nachfrage nach Autos mit Elektroantrieb angekurbelt werden. Für reine E-Autos gibt es künftig einen Zuschuss von 4000 Euro, für Hybride mit ergänzendem Verbrennungsmotor 3.000 Euro. Dafür wird ein Fonds über 1,2 Milliarden Euro aufgelegt. Die Kosten dafür teilen sich der Bund und die Hersteller jeweils zur Hälfte.
Geld gibt es aber nur für Modelle mit einem Listenpreis von weniger als 60.000 Euro. Ein Elektro-Golf zum Beispiel hat in der einfachsten Ausstattung einen Listenpreis von knapp 35.000 Euro. Mit 300 Millionen Euro soll außerdem der Ausbau von Ladestationen gefördert werden.
Das Förderpaket war in der Nacht bei einem mehrstündigen Treffen im Kanzleramt vereinbart worden, an dem nach Angaben aus Branchenkreisen neben Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehreren Minister die Vorstandschefs Harald Krüger (BMW), Dieter Zetsche (Daimler) und Matthias Müller (VW) teilnahmen.
Nur wenige Elektroautos in Deutschland
Die beschlossene Förderung reicht nach den Worten von Bundesverkehrsminister Dobrindt für 400.000 Autos. Die Ergebnisse dieses Autogipfels wurden in Berlin von Finanzminister Schäuble, Wirtschaftsminister Gabriel und Verkehrsminister Dobrindt gemeinsam vorgestellt. Ziel des Pakets sei es, auf dem Heimatmarkt zu zeigen, dass man die Antriebsform beherrsche und "massenmarktfähig" mache, sagte Gabriel. Mit den Fördermaßnahmen hoffe man, die Zahl der E-Autos in Deutschland über die Schwelle von 500.000 zu heben. Finanzminister Schäuble kündigte an, das Förderprogramm werde im Mai starten.
Die Bundesregierung hatte vor einiger Zeit das Ziel ausgegeben, bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straße zu bringen. Noch ist die Nachfrage im Land aber gering: Zum Jahresbeginn zählte das Kraftfahrt-Bundesamt 25.500 E-Autos und 130.000 Hybridfahrzeuge mit Batterie plus Verbrennungsmotor - bei einem Gesamtbestand von 45 Millionen Pkw in Deutschland. Um Kaufanreize für Elektroautos feilschen die Hersteller seit Monaten mit dem Staat. Die Autoindustrie ist in Deutschland eine Schlüsselbranche mit 800.000 Arbeitsplätzen und 370 Milliarden Euro Jahresumsatz.
Vorbild Norwegen?
In anderen Ländern ist man mit der Förderung der Elektroautos deutlich weiter. In Norwegen haben schon heute 30 Prozent aller neu zugelassenen Autos einen Elektroantrieb. Zu verdanken ist das vor allem Steuervorteilen. Auf E-Autos entfallen in Norwegen die Mehrwertsteuer, die Kfz-Steuer und die Abgasabgaben. Die E-Autos aufzuladen ist kostenlos, auch parken sie auf kommunalen Parkplätzen gratis und müssen auf vielen Fähren und Brücken keine Maut zahlen. Dadurch werden die Elektroautos im Vergleich zu solchen mit herkömmlichem Antrieb wettbewerbsfähiger.
Staatliche Subventionen gibt es auch in Großbritannien und Frankreich. Wer sich in Großbritannien für ein Elektroauto entscheidet, bekommt seit 2011 bis zu 5000 Pfund (ca. 6618 Euro) vom Staat als Zuschuss. Außerdem sind Elektroautos steuerfrei. Bis 2020 will die Regierung fast eine Milliarde Pfund in die Förderung von Elektroautos stecken.
In Frankreich schießt die Regierung seit April 2015 10.000 Euro zum Kaufpreis eines Elektroautos dazu und 3.500 Euro für einen Hybrid. Der Anteil von Fahrzeugen mit reinem Elektroantrieb oder E-Anteil bei den Neuzulassungen lag 2014 bei gut drei Prozent.
Spitzenreiter China
China ist vor allem durch staatliche Subventionen 2015 zum größten Markt für Elektrofahrzeuge geworden. Etwa 188.000 Autos wurden abgesetzt. Das ist im Vergleich zum Gesamtmarkt mit jährlich mehr als 20 Millionen Autos zwar noch verschwindend wenig, aber die Förderung geht weiter. 12.000 neue Ladestationen und 4,8 Millionen Ladesäulen sollen bis 2020 im Land aufgestellt werden. Die Zahl der E-Autos soll bis dahin auf fünf Millionen steigen.
Deutsche Autohersteller bieten inzwischen etwa 30 Elektrofahrzeuge als Serienmodelle an. Zu Elektrofahrzeugen werden dabei auch Hybridautos gezählt, die Verbrennungsmotor und Stromantrieb vereinen. Die meisten elektrisch betriebenen Autos sind solche Hybride. Reine Elektroversionen ohne Benzinunterstützung sind noch rar: Allein BMW hat ein Elektroauto im Programm, das ausschließlich als solches gedacht ist. Andere Hersteller haben den E-Motor bislang nur als Variante im Angebot: Bei Volkswagen sind das beispielsweise E-Golf, bei Daimler B-Klasse und Smart. Einige weitere Hersteller planen zudem neue E-Modelle: Opel etwa will seinen bislang hybriden Ampera 2017 vollelektrisch auf die Straße schicken.
ar/zdh (dpa, rtr, afp)