600 Quadratmeter Luxus für Bertone
21. April 2014Die neue, 600 Quadratmeter große Unterkunft will der frühere Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone nach umfangreichen Umbauarbeiten noch im Sommer beziehen, wie die italienische Zeitung "La Repubblica"meldete. Die Wohnung des Italieners ist dem Bericht zufolge zehnmal größer als die Gemächer des Papstes. Allein die Dachterrasse soll eine Fläche von 100 Quadratmetern haben.
Der für seine bescheidende Lebensweise bekannte Pontifex wohnt anders als seine Vorgänger im vatikanischen Gästehaus und nicht im Apostolischen Palast. Er nutzt Kleinwagen oder den Bus statt der Limousinen des päpstlichen Fuhrparks. Franziskus tritt seit seinem Amtsantritt im März 2013 mit Nachdruck für eine Reform des Vatikans ein und fordert eine "arme Kirche für die Armen". Den im Januar bestimmten Kardinälen gab er mit auf den Weg, sie sollten "Weltlichkeit" und Partys meiden und ein "einfaches und demütiges Herz" behalten.
Der heute 79 Jahre alte Bertone - 2006 vom damaligen Papst Benedikt XVI. zum Kardinalstaatssekretär berufen - wurde im vergangenen Oktober von Franziskus seines Amtes enthoben. Seine Kritiker hatten ihm einen autoritären Führungsstil und zu enge Beziehungen zur Politik vorgeworfen. Der Kardinal witterte hingegen eine Verschwörung. Er sei ein Opfer von "Maulwürfen und Schlangen" im Vatikan geworden, sagte er damals.
Den auch als selbstherrlich und machthungrig geltenden Kardinalstaatssekretär ersetzte Franziskus durch Pietro Parolin, der sich in der Öffentlichkeit zurücknimmt und den Ruf eines kompetenten Kurienmitarbeiters genießt. Mit der Bildung eines Wirtschaftssekretariats mit dem australischen Kardinal George Pell an der Spitze nimmt Franziskus dem Staatssekretariat die Verantwortung für Finanzfragen. "Im Staatssekretariat hat er nicht nur Freunde", hieß es nach der Errichtung des "Finanzministeriums" im Vatikan. Mitglieder von Bertones bisherigem Machtapparat fürchten um Einfluss und Posten.
Ende März hatte der Papst das Rücktrittsgesuch des bereits seit Oktober suspendierten Bischofs Tebartz-van Elst angenommen, der wegen der explodierenden Kosten für den Umbau und die Renovierung des Bischofssitzes im Limburg in die Kritik geraten war. Laut einem kircheninternen Prüfbericht soll der Bischof persönlich zahlreiche der kostspieligen Änderungen angeordnet haben, die die Baukosten letztlich die Kosten auf 31,5 Millionen Euro getrieben hatten.
sti/wl (afp, epd)