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Nobelpreisträgertagung in Lindau eröffnet

Judith Hartl28. Juni 2015

Insgesamt 65 Nobelpreisträger und 650 Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt treffen sich für eine Woche in Lindau. Bundespräsident Gauck mahnte in seiner Ansprache die ethische Verantwortung der Wissenschaft an.

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Junge Wissenschaftler bei der Nobelpreisträgertagung in Lindau mit Umhängetasche (Foto: DW/Z. Abbany).
Bild: DW/Z. Abbany

Es ist schon gewaltig. Da treffen sich 65 kluge Köpfe unserer Zeit, die irgendwann mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden, mit über 600 hochbegabten Nachwuchswissenschaftler aus der ganzen Welt, in einem kleinen, beschaulichen Städtchen am Bodensee - in Lindau. Eine Woche lang diskutieren sie gemeinsam, entwerfen Ideen, tauschen Visionen aus, stellen ihre neusten Projekte vor.

Es ist ein gigantischer Thinktank in sehr entspannter Atmosphäre: Es gibt anspruchsvolle Vorträge, harte Diskussionsrunden - beim gemütlichen Grillabend oder während einer Schifffahrt über den Bodensee. "Vielleicht wird hier eine Idee geboren, die morgen unser aller Leben verändert", sagte Bundespräsident Joachim Gauck in seiner Eröffnungsrede beim "Lindau Nobel Laureate Meeting 2015".

Gleichzeitig rief er die Wissenschaftler zu einem kritischen Austausch auf. "Jede technologische Möglichkeit wirft neue Fragen und Konflikte auf", sagte Gauck und nannte als Beispiel die Stammzellforschung und Manipulationen am Erbgut. "Was bedeutet es für die Menschenwürde", so der Bundespräsident, "wenn menschliches Erbgut verändert wird - und sei es mit bester Absicht zur Verhinderung bestimmter Krankheiten? Wo genau liegt die Grenze zwischen Machbarkeit und Wünschbarkeit?", fragte Gauck.

Genau solche Debatten und Diskussionen soll es in Lindau in diesem Jahr verstärkt geben. So steht schon am Montag ein Arbeitsfrühstück zu "Wissenschaft und Ethik" auf dem Programm.

Strenges Auswahlverfahren

Vor allem für die Nachwuchsforscher ist Lindau ein Meilenstein ihrer wissenschaftlichen Karriere. Denn das Auswahlverfahren ist langwierig und anspruchsvoll, jedes Jahr bewerben sich viele Tausende um ein paar hundert Plätze.
Wer es geschafft hat, gehört zu den begabtesten und vielversprechendsten Jungwissenschaftlern. Für viele von ihnen ist Lindau ein Sprungbrett für eine große Karriere. Denn hier werden nicht nur Ideen und Wissen ausgetauscht, sondern auch Visitenkarten: Lindau ist auch Netzwerken, Kollegen kennenlernen, Jobs finden.

Wo sonst trifft man Stefan Hell, Physiknobelpreisträger 2014, beim entspannten Kaffeeklatsch - oder Françoise Barré-Sinoussi, die 2008 für die Entdeckung des HI-Virus ausgezeichnet wurde? Wo sonst können junge Chemiker ihre Forschungsprojekte mit ihren großen Vorbildern diskutieren?

In diesem Jahr sind alle naturwissenschaftlichen Nobelpreis-Disziplinen in Lindau vertreten: Medizin/Physiologie, Chemie und Physik.

Das ist nicht immer so. Die einzelnen Disziplinen wechseln sich ab. Mal legt die Tagung den Schwerpunkt auf Medizin, mal auf Physik, mal auf Chemie. Entsprechend vielfältig und interdisziplinär sind die Themen in diesem Jahr: Es geht um Infektionserkrankungen, die Debatte um Für und Wider der Stammzellforschung, um Krebs, aber auch um die Ursprünge des Universums und den Klimawandel.

Abbany Zulfikar (Foto: DW).
DW-Redakteur Zulfikar Abbany berichtet die nächsten Tage von der Nobelpreisträgertagung in Lindau

Was in Lindau in den kommenden Tagen passiert, welche Ideen und Visionen besonders interessant sind, wer worüber spricht, debattiert und philosophiert, das erzählen wir auf Twitter - und ab morgen auch in unserem Blog.