70 Jahre Wolfgang Joop
Wolfgang Joop ist nicht nur einer der international erfolgreichsten deutschen Modemacher. Der Star-Designer ist auch ein kreativer Tausendsassa, der sich immer neu erfindet.
Leidenschaft als Lebenseinstellung
Wolfgang Joop, der neben Karl Lagerfeld und Jil Sander als erfolgreichster deutscher Modedesigner gilt, ist für seine Entwürfe luxuriöser und origineller Damenmode berühmt. Nun wird er an diesem Dienstag 70 Jahre alt. Doch auch in diesem Alter beschränkt sich seine Kreativität nicht nur auf die Mode.
Vom Dorf zur Kunst
Joop wurde am 18. November 1944 geboren. Er wuchs auf einem Bauernhof in Potsdam auf und zog als Kind mit seiner Familie nach Braunschweig um. Dort begann er, Werbepsychologie und Kunsterziehung zu studieren. Dann brach er jedoch sein Studium ab und arbeitete als Kunstrestaurator.
Stil mit schönem Gesicht
Nach der erfolgreichen Teilnahme an einem Modewettbewerb 1970, arbeitete Joop als Modejournalist. Der Durchbruch als Designer kam Anfang der 80er Jahre, als er seine ersten Damen- und Herrenkollektionen unter dem Markenzeichen "JOOP!" vorstellte. Renommierte Models wie Claudia Schiffer (im Bild) arbeiteten für das Label, das außerdem Schmuck, Parfüm und Einrichtungsgegenstände verkauft.
Ein strahlendes Geschäft
Nachdem er "JOOP!" zum angesehenen und umsatzstarken Label gemacht hatte, verkaufte Wolfgang Joop 1998 für rund 150 Millionen DM 95 Prozent seiner Firmenanteile an den Wünsche-Konzern, blieb aber zunächst weiterhin Chefdesigner des Labels. Drei Jahre später stieg er endgültig aus dem Unternehmen aus. Bis heute bleibt die Marke "JOOP!" eine feste Größen in der deutschen Modewelt.
Neubeginn auf dem Laufsteg
Joop kehrte 2003 in die Welt der Haute Couture zurück, als er zusammen mit seinem Lebensgefährten Edwin Lemberg das Unternehmen "Wunderkind" gründete. Das hochpreisige Glamour-Label für Damen, das 2004 in New York zum ersten Mal vorgestellt wurde, ist ein regelmäßiger Gast bei internationalen Modeschauen. Boutiquen der Marke gibt es zum Beispiel in Berlin, München und auf Sylt.
Schritt für Schritt
Die Geschichte von "Wunderkind", für das Topmodels wie die Sudanesin Alek Wek gearbeitet haben, lief bisher nicht ohne Schwierigkeiten. Nach dem gelungenen Beginn wurde 2011 berichtet, das Unternehmen befinde sich in einer Krise. Kurz danach wurde Joop alleiniger Gesellschafter der Firma. Nach der Schließung einiger Boutiquen feierte das Label 2012 jedoch ein erfolgreiches Comeback in Paris.
Ein Mann mit vielen Facetten
Modemacher Wolfgang Joop, den die Berliner Hochschule der Künste bereits 1987 zum Honorarprofessor für Design ernannte, hat viele weitere künstlerische Interessen. Seine Zeichnungen wurden in den letzten Jahren in verschiedenen Galerien und Museen deutschlandweit ausgestellt und 100 seiner Werke befinden sich in der Sammlung des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe.
Multitalent im Wolfspelz
Joop hat auch für die Nachrichtenmagazine "Der Spiegel", "Stern" und die Zeitung "Die Welt" geschrieben. Als Autor debütierte er 2003 mit dem Roman "Im Wolfspelz". In dem Buch blickt er auf das Leben als Modemacher zurück und rechnet mit seiner Branche ab. Letztes Jahr veröffentlichte er zusammen mit der Journalistin Rebecca Casati die Autobiografie "Undressed - Aus einem Leben mit mir".
Mode auf Abwegen
Neben dem Entwurf glanzvoller und hochpreisiger Damenmode für sein aktuelles Label hat sich Wolfgang Joop auch in anderen Gebieten der Bekleidungsbranche ausprobiert. 2009 entwarf er für ein Gesundheitsunternehmen Stützstrümpfe und seit 2010 ist er Kreativberater eines großen deutschen Warenhauskonzerns, der eine Joop-Kollektion im mittleren Preissegment für Damen und Herren zum Kauf anbietet.
Vom Catwalk auf den Bildschirm
Einen Entertainer mimte Joop bereits in der Gesellschaftssatire "Suck my Dick" von Oskar Roehler im Jahr 2000. Seit Anfang 2014 ist er wieder im Fernsehen zu sehen: als Juror der Castingshow "Germany's next Topmodel" - zusammen mit Model Heidi Klum und Creative Director Thomas Hayo (im Bild). An den Ruhestand denkt Wolfgang Joop auch mit 70 Jahren nicht.