"Krieg. Auf den Spuren einer Evolution"
27. Oktober 2018100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und 400 Jahre nach dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges dokumentiert die Ausstellung "Krieg. Auf den Spuren einer Evolution" im Naturhistorischen Museum Wien (NHM) anhand archäologischer und anthropologischer Forschungen die Entwicklung kriegerischer Auseinandersetzungen sowie einiger der brutalsten Schlachten der Menschheitsgeschichte.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum für Vorgeschichte in Sachsen-Anhalt. Sie zeigt, dass "die frühesten Konflikte zwischen Menschen in der Steinzeit der Vorläufer von Kriegen gewesen sein könnten", so Christian Köberl, Generaldirektor des NHM, gegenüber der Deutschen Welle.
Rasant wachsendes Forschungsgebiet
Zerschlagene Schädel, die auf dem ältesten Schlachtfeld Europas aus dem Jahr 1200 v. Chr. in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt wurden, belegen, wie Holzknüppel in regionalen Gefechten verheerende Wirkung entfalteten. Die archäologische Aufarbeitung des Krieges ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einem rasant wachsenden Forschungsgebiet geworden: Schlachtfelder und Befestigungsanlagen wurden ausgegraben, Massengräber gefunden, unzählige Skelette mit Kampfnarben untersucht, historische Texte und bildliche Darstellungen von Krieg analysiert.
Die Ausstellung greift auf diese Erkenntnisse zurück, wenn sie darstellt, wie ursprüngliche Jagd- oder Landwirtschaftswerkzeuge zu Waffen umgeformt wurden, wie Zweikämpfe in Schlachten ausarteten oder wie der mythische Kriegsheld zu Kanonenfutter verkam. "Es geht darum, Archäologie und Anthropologie zu nutzen, um Informationen über vergangene Kriege und das Schicksal ihrer Opfer zu gewinnen", erklärt Köberl. Die Ausstellung konfrontiert die Besucher auch mit der Gegenwart, etwa mit dem Global Peace Index, der die Friedfertigkeit von Nationen dokumentiert.
Mehr als 6000 Menschen sterben in sechs Stunden
Die Schrecken und Traumata des Krieges werden besonders am Beispiel eines Massengrabs deutlich, das aus dem Jahr 1632 stammt und Zeugnis einer Schlacht des Dreißigjährigen Krieges bei Lützen in Sachsen ist: In weniger als sechs Stunden kämpften die Streitkräfte von Schweden und des Römischen Reichs gegeneinander. Über 6000 Menschen verloren auf den Feldern rund um die Kleinstadt zwischen Leipzig und Naumburg ihr Leben.
Im Jahr 2011 gruben Forscher einen 55 Tonnen schweren Erdblock aus, der in Wien an einer Holz- und Stahlkonstruktion befestigt ist und die Überreste von 47 Soldaten zeigt, die in der Schlacht gefallen sind. Die Wissenschaftler haben die Leichen untersucht und Details über die Opfer und deren Todesursache rekonstruiert. "Der Fokus gilt vor allem den Menschen, sowohl aktiven Teilnehmern als auch den Opfern und deren Schicksalen", sagt Christian Köberl.
Narben der Schlacht
Die Suche nach den ersten Spuren des Krieges beginnt mit 7000 Jahre alten Waffen und menschlichen Schädeln, die die Narben der Schlachten tragen - darunter vom ältesten bekannten Massaker im niederösterreichischen Schletz. Die Zerstörungskraft des Krieges zeigt sich in Prothesen für verstümmelte Soldaten nach dem Ersten Weltkrieg, die Teil der pathologisch-anatomischen Sammlung sind.
"Krieg. Auf den Spuren einer Evolution" läuft bis zum 28. April 2019. Einige Highlights der Ausstellung sehen Sie in unserer Bildergalerie.