71. Filmfestspiele in Venedig
Am Lido werden wieder elf Tage Filme gezeigt. Die traditionsreichen Festspiele in der Lagunenstadt laden ein: zum Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Löwen. Mit dabei im Rennen auch der Deutsche Fatih Akin.
Der Löwe brüllt wieder
Elf Tage Kino, elf Tage Filme und Stars am Lido. Das älteste Festival der Welt lädt ein, zum 71. Mal bereits (27.8.-6.9.2014). Am Ende darf sich dann eine Regisseurin oder ein Regisseur freuen: über den Goldenen Löwen. Der ist dem Wappentier der Stadt nachempfunden und einer der wichtigsten Preise in der Welt des Kinos. 55 neue Produktionen sind im offiziellen Programm in Venedig zu sehen.
Vielversprechende Premieren
Die beiden Chefs des Festivals, Präsident Paolo Baratta (l.) und der künstlerische Direktor Alberto Barbera, haben ein attraktives Programm zusammengestellt. 20 Filme zeigt der Wettbewerb. Darüber hinaus sind in den Nebenreihen herausragende Produktionen von wichtigen Filmemachern aus aller Welt zu sehen. Die Sektion "Venice Classics" hat 21 restaurierte Meisterwerke der Kinogeschichte zu bieten.
"The Cut" läuft für Deutschland
Nachdem bei den Festspielen in Cannes zuletzt kein deutscher Beitrag im Programm war, präsentiert Venedig mit Fatih Akins "The Cut" einen deutschen Film im Wettbewerb. Der dürfte für Gesprächsstoff sorgen. Fatih Akin hat sich in "The Cut" dem umstrittenen Thema des Völkermords an den Armeniern während des 1. Weltkriegs angenommen und zeigt einen Familienvater auf der Suche nach seinen Töchtern.
Zu Beginn gibt´s was zu lachen
Eröffnet wird das Rennen um den Goldenen Löwen mit einer Komödie. Der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu schickt den Film "Birdman" ins Rennen. Dabei geht es um einen Schauspieler auf der Suche nach Erfolg. Michael Keaton (l.) ist als einst gefeierter Filmstar zu sehen. Jetzt muss er sich mit eitlen Bühnendarstellern bei zweitklassigen Theateraufführungen herumschlagen.
Ein Komponist entscheidet mit
Ob Fatih Akin, González Iñárritu oder ein anderer am Ende den Goldenen Löwen in den Händen hält, darüber entscheidet in diesem Jahr die Jury um den Film-Komponisten Alexandre Desplat. Zu dessen größten Erfolgen gehören die Filme "Das Mädchen mit dem Perlohrring", "Harry Potter" und "Grand Budapest Hotel". Mit dabei in der Jury: der Deutsche Philip Gröning, der 2013 in Venedig einen Preis gewann.
Russland schickt Regie-Veteranen
Russland war in den vergangenen Jahren nicht gerade häufig zu Gast bei den großen Festivals in Cannes, Berlin und Venedig. Umso erfreulicher ist es, dass die Festivalleitung mit Andrei Konchalovski in diesem Jahr einen der bekanntesten Regisseure des Landes eigeladen hat. Konchalovsky erzählt in "The Postman's White Nights" von einer Handvoll Menschen, die abseits der Zivilisation leben.
Aus Hollywood kommt Politisches
Die USA schicken mit "Good Kill" einen hochaktuellen Film ins Rennen um den Goldenen Löwen. Erzählt wird die Geschichte eines US-Piloten (Ethan Hawke, Foto), Spezialist im Einsatz von Drohnen im Nahen Osten. Mit der Zeit bekommt der Soldat Gewissenbisse und fragt nach dem Wert und dem Sinn dieser modernen Kriegsführung. Inszeniert hat den Antikriegsfilm der gebürtige Neuseeländer Andrew Niccol.
Neues und Altes in Venedig
Die großen Festivals der Welt bieten inzwischen mehr als nur einen Wettbewerb um Bären, Löwen und Palmen. Sie gleichen einem breiten Mosaik aus Angeboten. Zahlreiche Nebenreihen zeigen Produktionen aus aller Welt, die Filmhistorie wird in Retrospektiven gewürdigt. Auch unterhält jedes Festival inzwischen eine Messe, auf der die globalisierte Filmindustrie ihre Produkte ver- und einkauft.
Filmgeschichte - aus neuer Perspektive
In Venedig dreht sich in diesem Jahr nicht nur der Eröffnungsfilm um die Welt des Kinos. Ebenfalls im Wettbewerb zu sehen ist der neue Film von Abel Ferrara. Der beleuchtet das Leben des berühmten italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini - gespielt von US-Star Willem Dafoe. Liebhaber der deutschen Filmgeschichte können sich die filmhistorische Dokumentation "Von Caligari zu Hitler" anschauen.
Charlie Chaplin als Geisel
Als europäische Co-Produktion ist der Film "La rançon de la gloire" im Wettbewerb dabei. Regisseur Xavier Beauvois erzählt hier die Geschichte zweier Kleinkrimineller, die die Leiche von Charlie Chaplin ausgraben, um damit Geld zu machen. Eine Kriminalgroteske, eine der wenigen komödiantischen Filme im ansonsten eher politisch orientieren Wettbewerb.
Dokumentarischer Blick auf die Welt
Auch in diesem Jahr hat das Festival einen Dokumentarfilm zu dem Wettbewerb eingeladen. 2013 hatte die italienische Dokumentation "Sacro GRA" den Hauptpreis bekommen. In diesem Jahr dabei: "The Look of Silence" von Joshua Oppenheimer. Er war 2014 für "The Act of Killing" für den Dokumentarfilm-Oscar nominiert. Auch in dem neuen Film widmet er sich einem düsteren Kapitel indonesischer Historie.
Filme und Stars, Premieren und Galas
Am Abend des 6. September wird man dann schlauer sein und wissen, wer den Goldenen und die Silbernen Löwen bekommt. 2013 hatte die Entscheidung, eine Dokumentation auszuzeichnen, nicht nur für Zustimmung gesorgt. Doch Juryentscheidungen bei den großen Festivals sind nie unumstritten. Zu verschieden sind häufig die Filme, die sich bewerben - und zu verschieden auch meist die Charaktere der Jury.