Aachener Dom: 40 Jahre UNESCO-Welterbe
Kathedrale, Wallfahrtsziel und Krönungsort deutscher Könige - der Aachener Dom wurde 1978 als erstes Bauwerk in Deutschland zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Mit einer Festwoche wird das Jubiläum gefeiert.
Eine Residenz für den König
Vor über 1200 Jahren wählte Karl der Große Aachen zum Mittelpunkt seines Riesenreiches. Auf den Ruinen einer römischen Therme ließ er zwischen 790 und 800 seine Residenz errichten, mit der Pfalzkapelle im Mittelpunkt. Heute gilt der Aachener Dom als eines der besterhaltenen Baudenkmäler der Karolingerzeit und ist ein Besuchermagnet mit jährlich 1,2 Millionen Gästen.
Im Zentrum der Macht
Die Pfalzkapelle in Form eines Achtecks ist der Mittelpunkt des Doms. Über 200 Jahre lang war der Aachener Kuppelbau in seiner Höhe und Gewölbeweite unübertroffen. Das Gebäude mutet fast orientalisch an. Kein Wunder, es ist an das Vorbild byzantinischer Palastkirchen angelehnt. Blickfang ist das Deckengewölbe mit seinem prachtvollen neobyzantinischen Mosaik.
Krönungsort deutscher Könige
Erhöht, auf der Empore der Pfalzkapelle, steht dieser schlichte Thron. 600 Jahre lang - bis 1531 - fanden hier die Krönungen deutscher Könige statt. Aus heutiger Sicht ist der Thron ein perfektes Beispiel für "Upcycling". Karl der Große ließ ihn aus gebrauchten Marmorplatten fertigen. Der Thron kann während der UNESCO-Festwoche im September 2018 aus nächster Nähe besichtigt werden.
Ein Mix von Baustilen
Der Aachener Dom wuchs über die Jahrhunderte zu einer faszinierenden Kathedrale, die unterschiedliche Bauepochen zu einem harmonischen Ganzen fügt. Die Chorhalle mit ihrem gotischen Kreuzrippengewölbe (Bild) wurde zwischen 1355 und 1414 errichtet. Seither werden hier heilige Reliquien und die Gebeine Karls des Großen aufbewahrt. 1000 Quadratmeter Fenster machen ihn zu einer Art gläsernem Schrein.
Bedeutender Marien-Wallfahrtsort
Schon zu Karls Zeiten pilgerten Gläubige nach Aachen. Im Marienschrein werden wichtige Reliquien des Christentums aufbewahrt, unter anderem das Kleid Marias und das Lendentuch Christi. Seit 1349 gibt es die Aachener Heiligtumsfahrt. Alle sieben Jahre machen gläubige Pilger den Dom zu einer Wallfahrtsstätte. Nur dann werden die Reliquien öffentlich gezeigt. Die nächste Wallfahrt findet 2021 statt.
Karls letzte Ruhestätte
Die Gebeine von Karl dem Großen ruhen im kostbar geschmückten Karlsschrein in der Chorhalle. 2014 untersuchten Forscher die Gebeine darin und bestätigten: Da liegt Karl! Man müsse sich den Herrscher als großen, schlanken Mann vorstellen, der die meisten Männer seiner Zeit fast um einen Kopf überragte. 150 Kilogramm schwer ist der Schrein, geschmückt mit 1001 kostbaren Einzelteilen.
Für den Dom nur die Besten
Immer wieder lohnt der Blick nach oben. Karl der Große wusste zu beeindrucken. Er verpflichtete die besten Baumeister seiner Zeit. Aus heutiger Sicht kann man sagen, diese Männer bauten für die Ewigkeit. Sie schufen Räume von märchenhafter Schönheit. Weiter ausgeschmückt wurde die Pracht erst im 19. Jahrhundert - mit Mosaiken im Umlauf des Oktogons.
30 Jahre Schönheits-OP
Von 1986 bis 2016 wurde der Aachener generalüberholt. Statik, Mauerwerk, Dachstühle, Fenster, Mosaike - alles kam auf den Prüfstand. Insgesamt flossen 37 Millionen Euro in die Sanierungsmaßnahmen. Allein eine halbe Million Mosaiksteinchen, nur millimetergroß, mussten für die Arbeiten am Mauerwerk abgenommen und später wieder angebracht werden.
Freie Sicht auf den Dom
Auch von außen wird der Dom geschützt. Damit seine Silhouette und die Sichtachsen nicht zugebaut werden, bekam er 2010 eine offizielle "Pufferzone". Damit kam man der Forderung der UNESCO nach, die Innenstadt in ihrer Gesamtheit als historisches Erbe zu sichern. Bei Verstößen droht ein Platz auf der "Roten Liste" der gefährdeten Welterbestätten der UNESCO.
Nicht nur der Dom allein
Am 8. September 1978 erklärte die UNESCO das Zentrum der alten Reichsstadt Aachen zum Weltkulturerbe. Neben dem Aachener Dom gehört dazu auch das gotische Rathaus (im Bild links oben), das auf den Fundamenten der karolingischen Kaiserpfalz erbaut wurde. Und der Katschhof, der Platz zwischen Dom und Rathaus. Hier findet jedes Jahr der Aachener Weihnachtsmarkt statt.
Aachen, die Kinderstube Europas
In Anlehnung an Karl den Großen wird seit 1988 in Aachen der "Internationale Karlspreis" verliehen. Er würdigt Persönlichkeiten, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient machen. Karl gilt als "Vater Europas", auf dem Höhepunkt seiner Macht erstreckte sich sein Reich von der Nordsee bis nach Mittelitalien, von den Pyrenäen bis ins heutige Ungarn.