Aachener Friedenspreis geht in die Ukraine
8. Mai 2019Der 52-jährige Kotsaba stammt aus der West-Ukraine. Er unterstützte laut dem Verein "Aachener Friedenspreis" die Maidan-Proteste in Kiew vor fünf Jahren. Nach Ausbruch des Krieges zwischen ukrainischen Truppen und von Russland unterstützten Milizen sei Kotsaba als einziger Journalist seines Landes auf beiden Seiten der Front akkreditiert gewesen, hieß es. Kotsaba habe sich wiederholt für eine friedliche Lösung des Konflikts stark gemacht und Kritik an der ukrainischen Regierung geübt.
Seine Äußerungen brachten ihm Gerichtsverfahren und Haftstrafen wegen Landesverrats und Behinderung der Arbeit der Streitkräfte ein. Trotz seiner vorläufigen Haftentlassung im Juli 2016 werde derzeit der Prozess gegen Kotsaba erneut verhandelt, hieß es. Ihm drohe eine 15-jährige Haftstrafe.
Einsatz gegen Atomwaffen in Deutschland
Ebenfalls ausgezeichnet werden der "Initiativkreis gegen Atomwaffen in Büchel" und die Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt". Für den Initiativkreis nehme Elke Koller die Auszeichnung entgegen, für die Kampagne "Büchel ist überall" werde namentlich Marion Küpker geehrt, hieß es.
Die beiden Frauen und ihre Mitstreiter setzten sich seit Jahren für einen Abzug der geschätzten 20 US-Atomwaffen ein, die auf dem Fliegerhorst in Büchel lagern sollen. Seit 1996 finden in Büchel regelmäßig Protestaktionen statt. Dabei seien die Gruppen vor Ort auch Anfeindungen ausgesetzt, hieß es. Auf dem Fliegerhorst arbeiten 1000 Soldaten und rund 600 Zivilbeschäftigte.
Mit der Auszeichnung wolle der Aachener Friedenspreis auch ein Signal an politisch Verantwortliche in Deutschland aussenden, erklärte der Verein. Seit den Zeiten des Kalten Krieges sei es derzeit dringender denn je, das Thema Atomwaffen wieder nach oben auf die politische Agenda zu setzen. Die Rahmenbedingungen für den Abzug von Atomwaffen hätten sich in Deutschland verschlechtert. Die große Koalition räume dem Thema seit Jahren keine Priorität mehr ein. Aufseiten Russlands und der USA werde die Aufrüstung des Atomwaffenprogramms massiv vorangetrieben.
Frieden und Dialog
Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 jedes Jahr an Initiativen oder Persönlichkeiten verliehen, die sich für Frieden und Dialog zwischen Konfliktparteien einsetzen. Der gleichnamige friedenspolitische Verein entscheidet über Vorschläge, die jeder Interessierte einreichen kann.
Traditionell werden die Preisträger aus dem Ausland und aus Deutschland am 8. Mai vorgestellt, dem Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Die Preisverleihung findet auf einem Festakt in Aachen am 1. September statt, dem Internationalen Antikriegstag. Die Preise sind mit jeweils 2000 Euro dotiert.
pgr/stu (epd, afp)