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Politik

Ab April deutlich mehr Impfdosen?

1. Februar 2021

Der mehr als schleppende Impfstart in Deutschland zum Schutz vor dem Coronavirus sorgt für massiven Unmut. Und auch der Krisengipfel mit Kanzlerin Merkel zeigt: Es gibt Hoffnung, aber keine Fakten.

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Merkel PK nach Impfgipfel im Bundeskanzleramt
Kanzlerin Angela Merkel will nun schnell eine Impfstrategie entwickeln lassen - hier bei PK nach dem Impfgipfel Bild: Hannibal Hanschke/Reuters/AP/picture alliance

Knappe Impfstoffmengen, ein Gerangel mit den Herstellern um die Lieferung der Vakzine, überlastete Telefon-Hotlines - angesichts dieser Negativ-Meldungen in Deutschland hat sich massive Kritik aufgestaut. Länder und Kommunen in Deutschland fordern mehr Zuverlässigkeit bei Lieferangaben, damit die regionalen Impfzentren vor Ort besser planen könnten.

Wertvoller Erfahrungsaustausch 

Der deshalb angesetzte Video-Impfgipfel mit Kanzlerin Angela Merkel, den Ministerpräsidenten der Bundesländer sowie Vertretern der Pharma-Branche und der EU-Kommission sollte eigentlich hier Abhilfe schaffen. Doch Teilnehmer sprachen schon vor dem Ende des Treffens von einem "absurden Theater". Die "Bild"-Zeitung schrieb: "Merkel macht schon gehässige Anmerkungen."

Nach dem Treffen berichtete Merkel in der Pressekonferenz allerdings über einen wertvollen Erfahrungsaustausch. Ähnlich äußerte sich Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller. Die Kanzlerin betonte nochmals, das Impfen sei ein Weg aus der Pandemie. 

Ein Impfangebot für jeden Bürger

Sie wies darauf hin, es gebe nun Berechenbarkeit für die Lieferung der Impfdosen in den verschiedenen Quartalen des Jahres. Es brauche jetzt eine gute Strategie für die Impfung. Bis Ende des Sommers könne wohl jedem Bürger ein Impfangebot gemacht werden. 

Impfgipfel im Bundeskanzleramt
Kanzlerin Angela Merkel und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller beim Impfgipfel Bild: Steffen Kugler/Bundesregierung/dpa/picture alliance

Bayerns Regierungschef Markus Söder begrüßte es, dass die Spitzenrunde die Aufstellung eines "nationalen Impfplans" beschlossen hat. Der Plan werde eine "gemeinsame Plattform" darstellen, die für "so viel Planbarkeit wie möglich" sorgen solle. Eine "punktgenaue Planung" der bevorstehenden Impfstoff-Lieferungen sei aber nicht möglich, sagte Söder. Die Hersteller könnten ihre Liefermengen lediglich pro Gesamtquartal zusagen, weil bei Produktion und Auslieferung "zu viele Variablen im Spiel" seien. Außerdem müsse man noch einmal über die Impf-Prioritäten nachdenken, sagte er.   

Bis März nur wenig verfügbar

Bereits vor dem virtuellen Treffen war bekannt geworden, dass das Gesundheitsministerium bis Ende März nur mit einer Liefermenge von 18,3 Millionen Impfdosen der Hersteller BioNTech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca rechnet. 

Coronavirus: Impfzentrum Hamburg
Ein Impfzentrum in Hamburg Bild: Joerg Boethling/imago images

Aber im zweiten Quartal soll Deutschland - so schätzt das Ministerium - dann von mehreren Herstellern insgesamt 77,1 Millionen Impfdosen erhalten. Für das dritte Quartal werden gar 126,6 Millionen Dosen vorausgesagt. Allerdings sind in den Prognosen auch die bislang noch nicht zugelassenen Vakzine von Johnson & Johnson sowie Curevac mit eingerechnet.

Der als Einmal-Dosis vorgesehene Impfstoff von Johnson & Johnson könne bei positivem Verlauf Ende Februar zugelassen werden, hieß es. Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac hatte vor dem Gipfel Kooperationen mit der Bayer AG, der Wacker AG und Rentschler Biopharma SE bekannt gegeben. Curevac will in diesem Jahr noch bis zu 300 Millionen Impfdosen und im kommenden Jahr dann bis zu eine Milliarde Impfdosen produzieren.

Für das vierte Quartal sollen dann noch einmal gut 100 Millionen Impfdosen hinzukommen, darunter auch Lieferungen des französischen Herstellers Sanofi, dessen Zulassung allerdings erst Ende 2021 erwartet wird. 

Corona-Impfungen laufen schleppend

Gleichzeitig heißt es in dem Papier des Ministeriums, die Zahl der Impfungen von derzeit im Schnitt rund 100.000 pro Tag könne auf bis zu fünf Millionen pro Woche steigen, wenn 50.000 Arztpraxen mit gut lagerfähigem Impfstoff versorgt würden.

Aber: Es sind alles Prognosen 

Das Gesundheitsministerium weist allerdings auch auf erhebliche Unsicherheitsfaktoren hin. "Die konkreten Liefertermine und Liefermengen von COVID-19-Impfstoffen hängen von zahlreichen Faktoren ab, insbesondere vom Verlauf der klinischen Prüfungen, vom Ergebnis des behördlichen Zulassungsverfahrens, von den Produktionsprozessen, den Lieferketten der Ausgangsstoffe sowie den Ergebnissen der Qualitätskontrollen", heißt es vorsorglich. Entsprechende Prognosen darüber seien daher immer mit Unsicherheiten behaftet.

se/wa (PK-live, rtr, dpa, afp, bild)