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VW muss in den USA 14,7 Milliarden Dollar zahlen

Hilke Fischer (mit Agenturen)28. Juni 2016

Wie teuer wird der Dieselskandal für VW in den USA? Inzwischen gibt es erste Antworten auf diese Frage, denn VW muss einen Vorschlag für einen Vergleich vorlegen. Mittlerweile steht eine konkrete Summe im Raum.

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VW Logo Symbolbild mit US-Flagge
Bild: picture-alliance/dpa

Automobilbranche, Umweltschützer, Anleger, Kläger - und vor allem das Volkswagen-Management: Sie alle schauen gebannt nach Kalifornien. Denn an diesem Dienstag läuft die vom Bezirksgericht in San Francisco gesetzte Frist für einen Vergleichsvorschlag von VW-Konzern und US-Behörden endgültig ab. Der Vergleich soll außergerichtlich regeln, welche Strafen und Entschädigungen der Autobauer in der Abgasaffäre zahlen wird. Er würde die Grundlage dafür schaffen, auf einen Schlag mehr als 600 Schadensersatz-Sammelklagen von Autobesitzern beizulegen. Sollte keine Lösung erzielt werden, könnte der zuständige Richter Charles Breyer einen Prozess eröffnen.

Bei der Vielzahl der Klagen sei es gut, zahllose Einzelprozesse, die sich über Jahre hinziehen würden, zu vermeiden, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, im DW-Gespräch: "Die Vereinbarung, die getroffen wird, ist möglicherweise schmerzhaft, bringt aber Ruhe für den Konzern und lässt die Zukunftsausrichtung wieder herstellen."

USA Richter Charles Breyer Foto: U.S. Government/dpa
US-Richter Charles BreyerBild: picture-alliance/dpa/U.S. Government

Wie viel muss VW zahlen?

Volkswagen hatte im September 2015 auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, Abgaswerte bei 2,0-Liter-Dieselmotoren mit einer speziellen Software manipuliert zu haben. Sie sorgt dafür, dass die gesetzlichen Grenzwerte für Stickoxide im Testbetrieb eingehalten werden - jedoch nicht auf der Straße. Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge davon betroffen.

Wie viel Geld VW auf den Tisch legen wird - dazu gibt es inzwischen erste Gewissheiten: Voraussichtlich bis zu 14,7 Milliarden Dollar wird der deutsche Konzern für Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen ausgeben müssen. Das geht aus einem Dokument hervor, das US-Kläger am Dienstag bei einem Gericht in San Francisco einreichten.

Ein Auspuff vor einem VW-Schild Foto: Julian Stratenschulte/dpa
In rund 11 Millionen Fahrzeuge weltweit wurde die Schummel-Software installiertBild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Im April hatten sich VW-Konzern und US-Behörden bereits auf die Grundzüge des Kompromisses verständigt. Er sieht den Rückkauf von fast einer halben Million manipulierter Diesel-Fahrzeuge mit 2,0-Liter-Motor und eine substanzielle Entschädigung der Autobesitzer vor, sowie die Einrichtung zweier Umweltfonds zur Wiedergutmachung von Umweltschäden und zur Förderung umweltfreundlicherer Autos. Die Fondslösung könnte an die Stelle der vom US-Justizministerium angedrohten Strafe wegen Umweltverstößen rücken.

Weitere Verfahren stehen ins Haus

Aus dem Schneider wäre VW mit dem Vergleich allerdings nicht - jeder Kläger kann danach einzeln entscheiden, ob er das Angebot akzeptiert oder weiter den Rechtsweg beschreiten will. Auch weitere Strafen und Bußgelder von US-Behörden sind nicht auszuschließen. Schadensersatzklagen von Investoren, die sich durch den Kursverfall der VW-Aktie im Zuge des Skandals geschädigt sehen, sind mit dem Vergleich ebenfalls nicht vom Tisch.

Darüber hinaus gilt der Vergleich zunächst sowieso nicht für alle betroffenen Fahrzeuge. Denn neben den 2,0-Liter-Dieseln sind da noch gut 110.000 Drei-Liter-Autos, bei denen die Tochter Audi ebenfalls eingeräumt hat, illegale Software eingesetzt zu haben.

Autobahn mit viel Verkehr Sean Gallup/Getty Images
Die Abgasvorschriften in Europa sind weniger streng als in den USABild: Getty Images/S. Gallup

Hinzu kommen Klagen aus anderen Teilen der Welt. Allein in Europa rief VW im vergangenen Oktober rund 8,5 Millionen Fahrzeuge zurück in die Werkstätten. Auch wenn damit mehr als 14 mal so viele Autos mit der Schummelsoftware ausgestattet sind wie in den USA, dürften die Kosten in Europa wesentlich niedriger ausfallen: Die Abgasvorschriften hier sind weniger streng als die amerikanischen. Deswegen hat Automobil-Experte Dudenhöffer auch kein Verständnis für die jüngste Forderung von EU-Binnenmarktkommissarin Elzbieta Bienkowska, Volkswagen solle europäischen VW-Fahrern freiwillig eine Kompensation, vergleichbar mit den Zahlungen in den USA, anbieten: "Die rechtliche Grundlage ist eine andere als in Amerika. In Europa spielen Konsumentenrecht und Umweltrecht keine Rolle."

"VW kann das schultern"

In der Bilanz von 2015 hat VW gut 16 Milliarden Dollar für die Folge-Kosten der Abgasaffäre zurückgelegt. "Es geht um hohe Summen, aber der VW-Konzern kann das schultern", so Dudenhöffers Einschätzung. Um langfristig profitabel zu sein, sei es viel wichtiger, die angekündigte Neuausrichtung des Konzerns in die Tat umzusetzen. Mit der "Strategie 2025" will VW-Chef Matthias Müller weg vom verruchten Dieselantrieb, hin zu mehr Elektromobilität.

Bis klar ist, wie hoch die "Dieselgate"-Rechnung genau ausfällt, dürfte es allerdings noch dauern. US-Richter Breyer wird sich beim nächsten Gerichtstermin am Donnerstag zwar zu dem Vergleichsangebot äußern - aber zunächst eher allgemein. Ein weiterer Anhörungstermin ist für den 26. Juli angesetzt, bis dahin sind die Dokumente im Internet einsehbar.

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