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PolitikAfrika

Abiy: Finale Militäroperation gegen Tigray

17. November 2020

Nach monatelangen Spannungen mit der rebellischen Region will Äthiopiens Regierungschef nun ein Ende in seinem Sinne herbeizwingen. Was das für die Zivilbevölkerung in Tigray bedeutet, ist nicht schwer zu erraten.

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Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed: "Die endgültige Strafverfolgungs-Operation wird in den kommenden Tagen erfolgen" (Foto: Ethiopian Broadcasting corporation)
Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed: "Die Strafverfolgungs-Operation wird in den kommenden Tagen erfolgen"Bild: Ethiopian Broadcasting corporation

Im Konflikt mit der Führung der Region Tigray hat Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed eine finale Militäroffensive angekündigt. Eine dreitägige Frist, die den Kräften in Tigray für eine Kapitulation gegeben worden sei, sei an diesem Dienstag abgelaufen, schrieb der Ministerpräsident auf Facebook. "Die endgültige und wichtige Strafverfolgungs-Operation wird in den kommenden Tagen erfolgen."

Mekelle, die Hauptstadt der Region Tigray (Foto: Million Haileselassie/DW)
Mekelle, die Hauptstadt der Region TigrayBild: Million Haileselassie/DW

Tatsächlich griff die äthiopische Luftwaffe erneut Ziele in der nördlich gelegenen Region an. Es sei ein "präzise geführter Einsatz" außerhalb von Mekelle, der Hauptstadt Tigrays, gewesen, teilte das Militär mit. Nach Angaben der Führung der Region gibt es auch weiter Kämpfe um die südlich gelegene Stadt Alamata. Die äthiopische Armee hatte am Montag erklärt, dass sie Alamata bereits eingenommen habe. 

Abiy hatte am 4. November Luftangriffe und eine Offensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die Rebellengruppe und Regierungspartei der nördlichen Region, begonnen. Dabei wurden schon hunderte Menschen getötet. Am Wochenende eskalierte die Situation, als die TPLF das Nachbarland Eritrea mit Raketen beschoss.

UN-Flüchtlingshilfswerk warnt vor humanitärer Krise

Inzwischen seien mehr als 27.000 Menschen ins Nachbarland Sudan geflüchtet, rund 4000 Flüchtlinge pro Tag in der vergangenen Woche, sagte Babar Baloch, ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks. Einen derartigen Zustrom an Flüchtlingen habe es im Osten des Sudans seit zwei Jahrzehnten nicht gegeben. Das UNHCR warne, dass sich eine "komplette humanitäre Krise" entfalte.

Flüchtlinge aus Tigray im ostsudanischen Bundesstaat Al-Qadarif (Foto: Marwan Ali/AP Photo/picture alliance)
Flüchtlinge aus Tigray im ostsudanischen Bundesstaat Al-QadarifBild: Marwan Ali/AP Photo/picture alliance

Über die Lage vor Ort ist wenig bekannt, da Internet, Telefonverbindungen und Strom gekappt und Straßen blockiert sind. Hilfsorganisationen warnen inzwischen vor einer humanitären Krise. International häuften sich zuletzt Forderungen an die Konfliktparteien, an den Verhandlungstisch zu treten. Kenias Präsident Uhuru Kenyatta rief erst am Montag die Regierung Äthiopiens und die TPLF auf, "friedliche Mittel" zu finden, um die Krise zu beenden.

Die TPLF war die dominierende Partei in der Parteienkoalition, die Äthiopien mehr als 25 Jahre lang mit harter Hand regierte. Doch als Abiy 2018 an die Macht kam, brachte er Reformen auf den Weg, entfernte Funktionäre der alten Garde und gründete eine neue Partei. Der neuen Regierungskoalition trat die TPLF nicht bei. Diese und viele der rund fünf Millionen Bewohner von Tigray fühlen sich von der Zentralregierung in Addis Abeba nicht mehr vertreten und wünschen sich größere Autonomie. Äthiopien hat insgesamt rund 112 Millionen Einwohner.

sti/ww (afp, dpa)