Abwrackprämie ist absoluter Renner
1. April 2009Der 1,5 Milliarden Euro schwere Prämientopf für die Verschrottung von Altautos ist nach nur zweieinhalb Monaten völlig leer. Das für die Verteilung der 2500 Euro zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) wurde von fast 950.000 Prämienanträgen und -reservierungen förmlich überrollt, wie ein Sprecher am Mittwoch (01.04.2009) mitteilte.
Das bisher von der Bundesregierung bewilligte Geld reicht aber nur für 600.000 Neuwagen, die ein mindestens neun Jahre altes Auto ersetzen. Regierungssprecher Thomas Steg sagte, das Kabinett habe sich darauf geeinigt, mehr Geld für die Abwrackprämie zur Verfügung zu stellen, so dass sie bis zum Ende des Jahres reicht. Niemand müsse Angst haben, dass Anträge nicht mehr bearbeitet würden. Das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe rechnet bis Ende des Jahres mit 1,5 Millionen Anträgen.
Sonderschichten in den Autowerken
Seit Einführung des neuen Antragsverfahrens zu Wochenbeginn hätten sich mehr als 500.000 Autokäufer die Abwrackprämie reserviert, teilte das BAFA mit. Bis dahin seien schon über 441.000 Anträge über das bisherige schriftliche Verfahren eingereicht worden. Damit sind innerhalb von nicht einmal drei Tagen mehr Reservierungen eingegangen als in der alten Form seit Mitte Januar, obwohl die neue Internetseite zunächst unter dem Ansturm zusammengebrochen war. Um die Prämie zu erhalten, müssen die Antragsteller die Zulassung des neuen und die Verschrottung ihres alten Autos nachweisen, für die Reservierung reicht seit Montag schon der Kaufvertrag.
Vor allem Kleinwagen haben angesichts des Ansturms lange Lieferzeiten. Ihren Zweck, die Autonachfrage anzukurbeln, hat die Prämie damit erfüllt. Der bisher größte Nutznießer Volkswagen fährt im April an drei Tagen am Wochenende Sonderschichten; noch im Februar waren die Bänder dort für fünf Tage angehalten worden. Bei Ford gingen im ersten Quartal zwei Drittel mehr Bestellungen ein.
Unklarheiten über neuen Fördertopf
Mit dem neuen Verfahren wollte die Bundesregierung Autokäufern mehr Planungssicherheit geben. In den vergangenen Wochen war die Zahl der Antragsteller rasant angestiegen und hatte sich der Marke von 600.000 genähert. Daraufhin verständigte sich die Bundesregierung in der vergangenen Woche grundsätzlich darauf, den Fördertopf aufzustocken. Einzelheiten hierzu wurden bislang jedoch nicht bekannt - etwa ob die Abwrackprämie auch weiterhin 2500 Euro betragen soll.
Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und der ADAC forderten die Regierung auf, rasch Klarheit über die Summe zu schaffen. "Solange die Regierung nicht eindeutig versichert, dass der Prämientopf aufgestockt wird und ob es bei der Fördersumme von 2500 Euro bleibt, wird die massive Verunsicherung der Autokäufer bestehen bleiben", erklärte ADAC-Präsident Peter Meyer.
Vor dem Verschrotten innehalten
Vize-Regierungssprecher Thomas Steg riet Verbrauchern indes, "Ruhe zu bewahren". Die Bundesregierung wolle die Voraussetzungen dafür schaffen, dass "mehr Haushaltsmittel" für die Aufstockung der Abwrackprämie bereitgestellt werden. Dies müsse jedoch in einem parlamentarischen Verfahren beschlossen werden. Niemand müsse aber befürchten, dass eine "Lücke entsteht oder ein Antrag nicht bearbeitet" werde. Seitens der Regierung gebe es "die Zusage, dass die Abwrackprämie 2009 gezahlt wird".
Angesichts des Ansturms auf die Abwrackprämie warnte die Entsorgungsbranche Autohalter davor, ihre alten Autos übereilt zu verschrotten. Inzwischen zeichne sich der Trend ab, dass Autokäufer "immer wertvollere" Fahrzeuge "blind" zur Verschrottung gäben, "obwohl damit sicherlich noch gute Erlöse erzielt werden können", sagte der Geschäftsführer der Bundesvereinigung deutscher Stahlrecycling und Entsorgungsunternehmen (BDSV), Ulrich Leuning, der "Saarbrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe). Bei vielen Haltern sei offenbar "Panik ausgebrochen". Leuning riet Autofahrern zu einer neutralen Begutachtung durch Sachverständige - wenn sie nicht gerade das Gefühl hätten, "dass es sich um eine Rostlaube handelt".
Auch in Frankreich hilft Abwrackprämie der Industrie
In Frankreich wächst der Automobilmarkt dank der Abwrackprämie erstmals wieder seit September 2008. Im März wurden acht Prozent mehr Neuwagen verkauft als ein Jahr zuvor, nachdem der Absatz noch im Februar um 13 Prozent zurückgegangen war, wie der französische Autobauerverband CCFA am Mittwoch mitteilte. Besonders die heimischen Hersteller - PSA Peugeot Citroën und Renault - legten demnach zu: PSA um knapp 16 und Renault um knapp 13 Prozent. Aber auch Volkswagen verkaufte gut 15 Prozent mehr Fahrzeuge. Dagegen brach der Markt für BMW und Mercedes ein. Der Absatz der beiden deutschen Marken ging um 30 beziehungsweise 15 Prozent zurück.
30 bis 40 Prozent der Neuanmeldungen sind laut CCFA an die Abwrackprämie geknüpft. Die französische Regierung hatte die Prämie von 1000 Euro für mehr als zehn Jahre alte Autos Anfang Dezember eingeführt. (je/mas/afp/ap/dpa/rtr)