Advent, Advent, ein Lichtlein brennt
Seit 500 Jahren zünden Menschen an jedem Adventssonntag eine Kerze an. Begründet haben die Tradition norddeutsche Protestanten. Später übernahm sie auch die Katholische Kirche. Heute ist sie Volksbrauch in Deutschland.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier...
Am vierten Sonntag vor Weihnachten beginnt der Advent - die Zeit, in der sich Christen auf die "Ankunft des Herrn" (Lateinisch: adventus domini) einstellen. Einst waren damit Fasten und Tanzverbote verbunden, heute bedeutet es für praktizierende Christen vor allem spirituelle Einkehr. Der Adventskranz gehört aber auch für viele Nicht-Gläubige zur Vorweihnachtszeit wie Lebkuchen und Lichterketten.
Stück für Stück oder alle auf einmal?
Eine nicht-religiöse Glaubensfrage ist, ob man jedem Adventssonntag eine Kerze zuordnet oder ob man alle vier Kerzen möglichst gleichmäßig abbrennt. Viele finden es schöner, wenn Kerzen, die noch nicht "dran sind", unberührt bleiben. Wer die Kerzen oft anzündet, muss dann allerdings möglicherweise die Kerze des ersten Advents am vierten Sonntag austauschen, weil sie heruntergebrannt ist.
Der Wichernsche Adventskranz
Den ursprünglichen Brauch begründeten wohl früh-protestantische Gemeinden im 16. Jahrhundert. Seine heutige Form geht auf den evangelischen Theologen Johann Hinrich Wichern zurück, der 1833 nahe Hamburg das Kinderheim "Rauhes Haus" gründete. Um seinen Schützlingen das Warten auf Weihnachten zu verkürzen, setzte er vier große und 20 kleine Kerzen auf ein Wagenrad, die er nach und nach anzündete.
Interaktive Lichter
Dem Wichernschen Adventskranz nachempfunden ist diese Installation auf einem 56 Meter hohen Wasserturm im niedersächsischen Lüneburg. Die Lichter kann jeder mit einer SMS oder einem Anruf zum Leuchten bringen. Damit spendet er gleichzeitig einen Geldbetrag, so die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, für ein Musikprojekt mit geflüchteten und einheimischen Jugendlichen.
Von Norden nach Süden
Im protestantischen Norddeutschland war der Adventskranz schon recht verbreitet, als 1925 in Köln erstmals ein Adventskranz in einer katholischen Kirche aufgehängt wurde. Seither hat sich der Brauch immer weiter in Richtung des papsttreuen Südens ausgebreitet. Dieser Adventskranz steht in der historischen Altstadt der kroatischen Hafenstadt Zadar.
Andere Länder, ähnliche Sitten
Auch die anglikanische Kirche hat die Tradition übernommen. Der mit vier Metern Durchmesser vermutlich größte Adventskranz des Vereinigten Königreiches schmückt das Münster von York. Er hängt unter dem mächtigen Vierungsturm im Mittelpunkt der größten Kathedrale des Landes. In der Mitte des Kranzes befindet sich eine fünfte Kerze, die am Heiligen Abend entzündet wird.
Weihnachtszeit - Spendenzeit
Für eine Spendengala des Fernsehsenders SWR wurde dieser Riesenkranz im Südgarten des Blühenden Barock des Ludwigsburger Residenzschlosses aufgebaut. Mit mehr als 40 Metern Durchmesser dürfte dieser Kreis aus mit Tannen verzierten Strohballen ein heißer Anwärter auf den Titel "Größter Adventskranz der Welt" sein. Die elektrisch beleuchteten Kerzen sind mehr als sechs Meter hoch.