Kann Ghana die Afrikaspiele ausrichten?
13. Februar 2023Ghana befindet sich in einem Wettlauf mit der Zeit, denn das Land soll die 13. Afrikaspiele austragen. Ghana hatte sich gegen die Bewerbungen von Nigeria und Burkina Faso durchgesetzt und erhielt 2018 den Zuschlag.
Bei der zweiwöchigen Multisportveranstaltung werden 5.000 Teilnehmer aus 55 afrikanischen Ländern erwartet. Aufgrund der derzeit wirtschaftlich schwierigen Umstände geht es in der Hauptstadt Accra jedoch zu langsam mit den Planungen und dem Bau voran. Die Sportstätten sind möglicherweise nicht bis zum 4. August fertig, wenn die Spiele beginnen sollen.
Sportstätten noch im Bau
"Ich glaube, dass die Leute, die sich für den Bau beworben haben, nicht im Namen Ghanas geboten haben. Denn selbst zum damaligen Zeitpunkt sah es für uns wirtschaftlich nicht gut aus. Und es war damals schon die Frage ob wir es hinbekommen, die Mittel woanders abzuzweigen, um sie in dieses Projekt zu stecken", sagte Nana Kwaku Agyemang, ehemaliger Fußballtrainer und ghanaischer TV-Analyst, der DW.
Borteyman, ein Stadtteil der Hauptstadt, ist einer der geplanten Austragungsorte, in dem ein neues Stadion gebaut werden soll. Dieses muss aber noch fertiggestellt werden. Und auch der Sportkomplex der University of Ghana, Legon, in dem die Leichtathletik-Wettbewerbe ausgetragen werden sollen, befand sich zum Zeitpunkt des DW-Besuchs noch im Bau.
Eines der großen Probleme: Im Jahr 2022 verzeichnete Ghana einen Wertverlust seiner Währung von 58 Prozent und musste den Internationalen Währungsfonds um eine Rettungsaktion in Höhe von drei Milliarden Dollar bitten, um die Wirtschaft am Laufen zu halten.
Die ghanaische Inflation stieg im Dezember auf 54,1 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 22 Jahren. Das ist der siebthöchste Wert weltweit. Laut dem Statistikamt des Landes stiegen die Lebensmittelpreise sogar um 59,7 Prozent und die Transportkosten um 71,4 Prozent. All dies lässt die ghanaische Bevölkerung zunehmend an der Ausrichtung eines so finanzintensiven Sportereignisses zweifeln.
Späte Organisation
Die Afrika-Spiele sind das wichtigstes Multisport-Event des Kontinents. Wie die meisten Gastgeber großer Sportereignisse hofft auch Ghana, dass das Event den Aufbau neuer Infrastrukturen antreibt und die heimische Wirtschaft ankurbelt.
Doch nachdem die ghanaische Regierung den Zuschlag für die Ausrichtung erhalten hatte, wurde erst zwei Jahre später ein lokales Organisationskomitee eingesetzt. "Der Ausbruch der Corona-Epidemie hat unsere Pläne wirklich beeinträchtigt", sagte Dan Kwaku Yeboah, Kommunikationsdirektor der Accra Games.
Ghana hatte ursprünglich Pläne für den Bau eines neuen Stadions mit einer Kapazität von 60.000 Plätzen erarbeitet. Doch vor dem Hintergrund der Pandemie entschied man sich für ein Hybridmodell, bei dem die Universität von Ghana und der neue Borteyman-Sportkomplex die Veranstaltungen ausrichten sollten. In den Unterkünften der Universität sollten die Athleten aus den teilnehmenden Ländern untergebracht werden.
Zu spät für eine Umkehr?
Der ehemalige ghanaische Präsident John Mahama kritisierte die Entscheidung des derzeitigen Machthabers Nana Akuffo Addo, die Spiele auszurichten, und forderte den Rückzug von den Spielen. Aber die Organisatoren ließen sich davon nicht beeindrucken.
"Über 200 Millionen Dollar wurden für das Projekt bereitgestellt. Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind da, aber die Regierung ist zu 100 Prozent davon überzeugt, dass Ghana die Spiele ausrichten wird", sagte Kommunikationsdirektor Yeboah. Für Ghana scheint es zu spät für eine Umkehr zu sein.
Falsches Timing
Die Spiele kommen zum falschen Zeitpunkt, erklärt Daniel Anim Amateye: "In Anbetracht des Zustands unserer Wirtschaft ist es nicht ratsam, die Spiele auszurichten", sagte der ghanaische Wirtschaftswissenschaftler. "Unsere Bedingungen sind so schlecht, dass die Regierung die Gelder aus den Investitionen der Anleihegläubiger zurückhalten muss. So wird erwartet, dass alles Geld, das hereinkommt, in die Wirtschaft reinvestiert wird." Trotz der Möglichkeit, durch das Event den Tourismus zu fördern, erwarten Experten nicht, dass die Spiele ein Gewinn für die Bevölkerung sind.
Ghana war zuletzt 2008 Gastgeber eines großen Sportereignisses. 16 Länder traten im Afrika-Cup of Nations an. Damals war das Land noch deutlich wohlhabender. Trotz der enormen Investitionen in die Infrastruktur in dieser Zeit sind einige der Stadien nicht ausgelastet und verrotten. "Tatsache ist, dass die Regierung pleite ist", sagte Wirtschaftswissenschaftler Amateye. "Die Regierung kann die Investoren nicht auszahlen, die in staatliche Sicherheiten investiert haben, und das hat Auswirkungen auf die Rentner. Die Regierung kann ihre Verpflichtungen nicht erfüllen."
Viele internationale Sportveranstaltungen mussten in den letzten zwei Jahren aufgrund der schwierigen Bedingungen durch die Corona-Pandemie verschoben werden. Ghana könnte dies nutzen oder die Afrikanische Union um mehr Zeit bitten, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Beides würde nicht als Versagen Ghanas angesehen. So sieht es auch der ghanaische TV-Analyst Kwaku Agyemang: "Nimm uns die Spiele weg und gib sie jemand anderem, der sie austragen kann."
Aus dem Englischen adaptiert von Jörg Strohschein.