Air France-Piloten lenken ein
28. September 2014Frankreichs sozialistischer Premierminister Manuel Valls zeigte sich ehrlich erleichtert, lobte aber gleichzeitig die "Standfestigkeit" seiner Regierung in dem Tarifkonflikt bei Air France. Vielleicht hat er sich aber auch zu früh gefreut, denn Sprecher der Pilotengewerkschaft SNPL machten deutlich, dass sie noch harte Verhandlungen mit dem Management erwarten. Denn eine Einigung gibt es noch nicht.
Auch die letzten Gespräche zwischen Gewerkschaft und der Leitung von Air France-KLM, an dem der französische Staat mit knapp 16 Prozent beteiligt ist, waren in der Nacht gescheitert. Die Airline, die der Streik seit dem 15. September täglich 20 Millionen Euro kostete, hatte noch für Sonntag vor einem Ausfall von mehr als der Hälfte der Flüge gewarnt. Dann gaben die Arbeitnehmervertreter überraschend nach. Die SNPL "übernimmt Verantwortung", indem sie "den Arbeitskampf beendet", sagte ihr Sprecher.
Die Gewerkschaft lenkte ein, obwohl sie nicht die Arbeitsbedingungen aller Piloten sichern konnte, wie ihr Sprecher Guillaume Schmid der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die Verhandlungen sollten in einem "ruhigeren Rahmen" fortgesetzt werden. "Die Bedingungen für einen sozialen Dialog sind heute nicht gegeben", sagte Schmid. Angesichts der zunehmend ablehnenden Haltung der Bevölkerung wollten die Piloten aber keine weitere Eskalation.
Gegen Lohndumping - für einheitliche Verträge
Anlass für den Streik waren die Pläne von Air France, ihre Billigtochter Transavia europaweit auszubauen. Und zumindest da haben die Piloten zumindest einen wichtigen Teilerfolg durchsetzen können.
Die neue Strategie wurde auf Eis gelegt, Transavia France soll aber fortentwickelt werden. Die Piloten der französischen Billig-Airline werden aber nicht, wie von der SNPL gefordert, die gleichen Verträge wie ihre Kollegen beim Mutterkonzern erhalten.
In der Nacht zum Samstag hatte die Gewerkschaft einen letzten Vorstoß unternommen und die Einsetzung eines unabhängigen Vermittlers verlangt. Dem hatte die Regierung in Paris aber eine Absage erteilt. Insbesondere Premier Valls hatte sich mehrfach hart gezeigt und den Piloten einen "unerträglichen" Konflikt auf dem Rücken der Passagiere und zum Schaden der ganzen Wirtschaft vorgeworfen.
Schon jetzt geht der Arbeitskampf als längster Air-France-Streik in die Geschichte ein. Für 14 Tage war rund die Hälfte der Maschinen von Europas zweitgrößter Fluggesellschaft am Boden geblieben. Der bislang längste Streik bei Air France liegt 16 Jahre zurück und dauerte zehn Tage.
Der Flugbetrieb der Air France könnte nach dem Streikende in zwei bis drei Tagen wieder normal verlaufen.
SC/rb (afp, APE, rtre, dpa)