Fatih Akin muss Filmprojekt beerdigen
2. August 2014Das fertige Drehbuch sei von allen angefragten türkischen Mimen als "zu drastisch" kritisiert worden, sagte Akin der türkisch-armenischen Wochenzeitung "Agos". Der Filmemacher hat ein Drehbuch geschrieben, das auf 16 Artikeln basierte, die der 2007 ermorderte Journalist Hrant Dink für "Agos" geschrieben hatte.
Hrant Dink war am 19. Januar 2007 am helllichtem Tage von einem jugendlichen Rechtsnationalisten vor dem "Agos"-Redaktionssitz in Istanbul erschossen worden. Dink war ein Armenier, der die Meinung vertrat, dass man in der Türkei offener über den Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges reden müsse und dass die Türkei sich mit ihrer eigenen Geschichte, also auch mit der Geschichte des armenischen Volkes in Anatolien, auseinandersetzen solle. Der Journalist galt unter Nationalisten als verhasst. Die Regierung in Ankara vermeidet die offizielle Einstufung als Genozid bis heute. Dinks Familie geht davon aus, dass der türkische Staat in den weltweit beachteten Mordfall verwickelt war.
Es wäre wichtig gewesen, "einen 'türkischen Film' über Hrant zu drehen", sagte Akin im "Agos"-Interview. "Ein amerikanischer oder französischer Schauspieler könnte Hrant nicht darstellen." Die Türken müssten sich "mit dieser Sache selbst auseinandersetzen", aber "offensichtlich ist die Zeit noch nicht reif dafür".
Neuer Film "The Cut" thematisiert Völkermord an den Armeniern
Für einen Film wie "The Cut" sei die Türkei dagegen bereit, fuhr Akin fort. Die Filmhandlung beginnt 1915: Als die türkische Gendarmerie alle armenischen Männer zusammentreibt, wird auch der junge Schmied (Tahar Rahim) von seiner Familie getrennt. Nachdem er den Horror des Völkermordes überlebt hat, macht er sich auf die Suche nach seinen Zwillingstöchtern.
"The Cut" feiert bei den 71. Internationalen Filmfestspielen von Venedig Weltpremiere. Das Festival in Venedig läuft vom 27. August bis 6. September. Der Film startet am 16. Oktober in den deutschen Kinos.
ag/rb(AFP/epd/Die Welt/DW)