1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

EuroNYSE

20. Dezember 2006

Nach den Aktionären der Euronext haben auch die NYSE-Anteilseigner die milliardenschwere Fusion zwischen der europäischen Mehrländerbörse und dem US-Börsenbetreiber mit überwältigender Mehrheit gebilligt.

https://p.dw.com/p/9a3r
Der Hauptsitz von Euronext in Paris, AP
Der Hauptsitz von Euronext in ParisBild: AP

Auf dem Aktionärstreffen der NYSE Group Inc am Mittwoch (20.12.2006) in New York lag die Zustimmung bei 99,7 Prozent, wie die New Stock Exchange (NYSE) mitteilte. "Dies ist ein
historischer Tag für die NYSE-Gruppe und untermauert unsere
Spitzenposition an den globalen Finanzmärkten", sagte NYSE-Chef John Thain, der auch die fusionierte Gruppe leiten soll.

Weltgrößte Börsengruppe

Im ersten Quartal 2007 soll die 14,3 Milliarden Euro teure
Verschmelzung zur ersten transatlantischen Wertpapierbörse erfolgen, sofern die zuständigen Behörden zustimmen. Bereits am Dienstag hatten die Aktionäre der Mehrländerbörse Euronext die Fusion mit großer Mehrheit abgesegnet. Nun müssen die europäischen Kartellwächter, das niederländische Finanzministerium, die zuständigen französischen Behörden sowie die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) noch ihr Einverständnis erklären.

NYSE Euronext wird den Angaben aus New York zufolge mit einer
Marktkapitalisierung von addiert 27 Milliarden Dollar die weltgrößte Börsengruppe. Damit wächst der Konkurrenzdruck auf die
Deutsche Börse AG, die erst vor wenigen Wochen einen Versuch zur
eigenen Übernahme der Euronext NV aufgegeben hatte. Parallel dazu
versucht die elektronische US-Börse NASDAQ, die Londoner Börse LSE zu übernehmen.

Die neue Börsengesellschaft wird die New Yorker Börse und die US-
Elektronikbörse ARCA/Pacific Exchange, die Aktienmärkte Paris,
Brüssel, Amsterdam und Lissabon, den Londoner Derivatemarkt LIFFE und die Mailänder Börse für Staatspapiere umfassen. Die Märkte sollen nach Euronext-Vorbild dezentral organisiert bleiben. Paris bleibt verantwortlich für die europäischen Aktienmärkte und New York für die Wall Street. Der Derivatehandel wird von London, Amsterdam und New York aus geleitet, die Infodienste von New York und Amsterdam aus.

Euronext-Chef Jean-Francois Theodore und der NYSE-CEO John Thain, AP
Euronext-Chef Jean-Francois Theodore und der NYSE-CEO John Thain (v. l.)Bild: AP

Das Umtauschangebot an die Euronext-Aktionäre soll Anfang 2007 starten und die Fusion dann noch im ersten Quartal abgeschlossen werden. Es sieht eine Bezahlung in Aktien und in bar vor. Dabei wird Euronext mit rund 10,5 Milliarden Euro bewertet. An den Handelsplätzen des neuen Unternehmens NYSE-Euronext sind Werte in Höhe von 21 Billionen Euro notiert.

Widerstand gegen Fusionspläne

Die Fusion wird damit voraussichtlich die erste große, die nach zahlreichen gescheiterten Anläufen zwischen großen Handelsplätzen vollzogen wird. Die wichtigste Konkurrentin der NYSE, die elektronische US-Börse NASDAQ, versucht zurzeit eine feindliche Übernahme der Londoner Börse. Diese wies die Offerte im Wert von 4,3 Milliarden Euro am Dienstag erneut als "vollkommen unangemessen" zurück. Die Londoner waren in den vergangenen Jahren schon mehrfach Objekt der Begierde gewesen: Zwei Mal scheiterte die Deutsche Börse mit einem Übernahmeversuch, auch Euronext bekam einen Korb. Nach dem Rückschlag bei Euronext hatte die Deutsche Börse im November auch Gespräche mit der Mailänder Börse ergebnislos abgebrochen. (stu)