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Kunst

"Manns-Bilder" - Männliche Akte in der Kunst

Verena Greb | Maria John Sánchez
6. Juli 2022

Ob Albrecht Dürer oder Paul Cézanne - viele Künstler malten männliche Akte. Eine Schau in Bremen zeigt männliche Aktdarstellungen aus sechs Jahrhunderten.

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Drei leicht bekleidete Männer.
Diese Jahrmarkt-Ringer entsprechen nicht dem Idealbild eines SportlersBild: Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett

Der männliche Akt ist aus der Geschichte der Kunst nicht wegzudenken. Die griechische Antike strotz nur so vor Beispielen an gemalten, in Bronze gegossenen oder in Stein gehauenen männlichen Körpern, die unbekleidet blieben.

Zu den berühmtesten Darstellungen männlicher Nacktheit gehört wohl die aus einem Stück Marmor gemeißelte Laokoon-Gruppe, die erst Anfang des 16. Jahrhunderts in Rom entdeckt wurde. Sie zeigt einen Vater und seine zwei Söhne, die sich im Todeskampf mit Schlangen befinden. Geschaffen wurde sie vermutlich vom Bildhauer-Trio Athanodoros, Hagesandros und Polydoros von Rhodos. Nach Angaben der vatikanischen Museen, wo die Skulptur seit ihrem Fund steht, entstand sie vermutlich um 40-30 v. Christus. Das Kuriose daran: Papst Julius II. machte die Darstellung nackter menschlicher Körper zum Mittelpunkt seiner Ausstellung, obwohl in der katholischen Kirche Nacktheit durch Adam und Evas Vertreibung aus dem Paradies mit Scham und Strafe behaftet war. 

Die Renaissance entdeckt den Akt neu

Ungefähr zu der Zeit, als die Laokoon-Gruppe aufgefunden wurde, verhalfen die Künstler der Renaissance wie Michelangelo oder Albrecht Dürer dem Akt zu neuer Blüte. Von letzterem stammt das älteste Bild, das die Kunsthalle Bremen in ihrer Schau "Manns-Bilder" zeigt. Es handelt sich um Dürers Holzschnitt "Das Männerbad", der auf die Jahre 1496/97 datiert wird. Darauf abgebildet ist eine Gruppe von sechs nur knapp bekleideten Männern, die gemeinsam musizieren und trinken. Dürer fertigte den Holzschnitt an, nachdem er von seiner ersten Italienreise zurückgekehrt war. Dieser Reise folgte eine intensive Auseinandersetzung mit dem nackten menschlichen Körper.

Kupferstich von Albrecht Dürer: zu sehen ist der Heilige Sebastian, der an einen Baum gefesselt ist und dessen Körper von Pfeilen durchbohrt wird.
Albrecht Dürers "Heiliger Sebastian am Baume", ein christlicher MärtyrerBild: Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett

Mit einem Akt konnten verschiedene Sujets verhandelt werden: mythologische, biblische oder weltliche. Ein beliebtes Motiv waren christliche Märtyrer, deren verletzlicher Körper durch den Akt - häufig waren sie bis auf einen Lendenschurz nackt - in den Vordergrund gestellt wurden. So fertigte Dürer um 1500 zwei Kupferstiche des heiligen Sebastians an, der den Beschuss mit Pfeilen wie durch ein Wunder überlebte. 

"Manns-Bilder": 80 Werke in zwei Sälen

Was gilt als männlich, welcher Körper in der jeweiligen Epoche als schön? Die in der Kunsthalle Bremen gezeigten Zeichnungen und Druckgrafiken geben einen Eindruck von den jeweils vorherrschenden Vorstellungen ihrer Entstehungszeit. Die jüngsten papiernen Werke stammen aus dem 20. Jahrhundert. An die 80 Werke, hauptsächlich aus dem eigenen Bestand, sind in den beiden Studiensälen des Kupferstichkabinetts zu sehen.

Zeichnung von Paula Modersohn-Becker: Zu sehen ist ein stehender männlicher Akt, der die rechte Hand vor der Brust hält.
Studie eines männlichen Akts von Paula Modersohn-BeckerBild: Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett

Auch die Frage der Perspektive auf den männlichen Akt wird verhandelt. Was heute selbstverständlich ist, war in den vergangenen Jahrhunderten praktisch unmöglich: Aktdarstellungen von weiblichen Künstlerinnen. Bis ins 20. Jahrhundert wurde Frauen der Zugang zu staatlichen Kunstakademien verwehrt. So blieb etwa Paula Modersohn-Becker nichts anderes übrig, als sich in privaten Schulen in Berlin und Paris zu schulen. Dort lernte sie das Zeichnen nach männlichem Aktmodell, zahlreiche ihrer Aktstudien sind erhalten. 

Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind Neuentdeckungen von Giulio Clovio und Anton Raphael Mengs, Kupferstiche von Marcantonio Raimondi und Hendrick Goltzius und selten gezeigte Blätter von Rembrandt und eben auch von Paula Modersohn-Becker.

Die Ausstellung "Manns-Bilder. Der männliche Akt auf Papier” ist vom 6. Juli bis zum 6. November 2022 in der Kunsthalle Bremen zu sehen.