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"NoBody's Perfect"

11. September 2008

In "NoBody's Perfect" beweisen zwölf Contergan-Geschädigte, dass auch ein unvollkommener Körper seine ganz eigene Schönheit hat - und dass auch ein Leben mit einer Behinderung ein ganz normales sein kann.

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Eines der Aktfotos aus NoBody's Perfect (Quelle: Ventura Film)
Eine der Protagonistinnen, die Nordirin Kim Morton. Sie ist professionelle Sängerin, Autorin und BürgermeisterinBild: Ventura Film

1957 brachte die Firma Grünenthal das Mittel Contergan in Deutschland auf den Markt. Es galt als besonders hilfreich gegen Schwangerschaftsübelkeit und als nicht süchtig machendes Beruhigungs- und Schlafmittel für Schwangere. Contergan wurde weltweit verkauft. In den folgenden Jahren häuften sich die Geburten von Babys mit Fehlbildungen. Annähernd 10.000 behinderte Kinder wurden geboren, davon rund 4000 in Deutschland, von denen bis heute die Hälfte überlebte.

Scham für die Behinderung

Niko von Glasow (Quelle: DPA)
Niko von Glasow, Regisseur von "NoBody's Perfect" und selbst Contergan-GeschädigterBild: picture-alliance/ dpa

Regisseur Niko von Glasow ist einer von diesen Contergan-Geschädigten. Seine Arme sind kürzer als bei anderen Menschen. 1960 in Köln geboren, hat er sein Leben lang versucht, seine Behinderung und seinen Körper zu verdrängen. Er schämt sich sogar so sehr, dass er sich nicht einmal traut, sein T-Shirt auszuziehen, wenn er mit seinem zwölfjährigen Sohn am Strand baden geht. Dann jedoch hat von Glasow eine radikale Idee. Er will einen Bildband veröffentlichen – mit Aktaufnahmen von sich und anderen Contergan-Geschädigten. Sein Film "NoBody's Perfect", der am 11. September 2008 in die deutschen Kinos kommt, dokumentiert seine Suche nach elf Menschen, die wie er selbst im Mutterleib durch das verheerende Medikament geschädigt wurden und bereit sind, sich für einen Bildband fotografieren zu lassen, und zwar nackt.

Zwölf faszinierende Persönlichkeiten

Niko von Glasow will mit diesem Film provozieren und den Menschen zeigen, dass niemand vollkommen ist – "NoBody's Perfect". "Wenn ich die Leute dazu bringen will, mit dem Starren aufzuhören, dann sollte ich es ihnen vielleicht ermöglichen, sich satt zu starren und ihnen etwas zum Anstarren zu geben, was sich lohnt", meint der Regisseur.

Filmszene aus "NoBody's Perfect" (Quelle: Ventura Film)
Starrende Blicke - für die Protagonisten von "NoBody's Perfect" ein Teil ihres AlltagsBild: Ventura Film

Auf Anhieb gelang es ihm, elf Freiwillige zu finden. Auf seiner Suche stieß er dabei auf faszinierende Persönlichkeiten, die in so anspruchsvollen Berufsfeldern wie Politik, Medien, Sport, Astrophysik oder Schauspiel arbeiten und gelernt haben, mit der Behinderung zu leben. Der Film berichtet auch von den Problemen, mit denen die zwölf Darsteller - Niko von Glasow mit eingeschlossen – in ihrer Kindheit, Jugend und im Erwachsenenalter zu kämpfen hatten und haben.

Die Schönheit des Unvollkommenen

Die Ergebnisse der Fotoshootings erlauben den Porträtierten schließlich auch ganz neue Blicke auf sich selbst. Die Bilder seien der lebendige Beweis dafür, dass im Unvollkommenen Schönheit stecken kann, so von Glasow. In Köln fand bereits am 31. August eine öffentliche Ausstellung großformatiger Fotos aller Protagonisten statt.

Von Glasow versucht in seinem Film aber auch, die verantwortliche Pharmafirma Grünenthal und deren Eignerfamilie Wirtz mit den Fotos zu konfrontieren. Er erhielt jedoch nie eine Reaktion. Die Erben weigerten sich, von Glasow vor der Kamera zu treffen und seine Fragen über angemessene Entschädigungszahlungen und Fehler des Konzerns bei der Vermarktung des Medikaments Contergan Ende zu beantworten.

Mischung aus ernsten und lustigen Momenten

Filmszene aus "NoBody's Perfect" (Quelle: Ventura Film)
Der Film zeigt auch, wie die Betroffenen ein Leben mit ihrer Behinderung meisternBild: Ventura Film

"NoBody's Perfect" - eine Koproduktion von Palladio Film mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) - ist aber kein Film, der nur bedrückt, sondern auch durchaus zum Lachen bringen kann. Zum Beispiel wenn einige der Protagonisten verschämt von ihrem ungeliebtesten Körperteil wie ihrem etwas wabbeligen Bauch sprechen.

Es ist eine Mischung aus sehr ernsten und privaten Momenten sowie der unglaublich positiven Lebenseinstellung vieler Protagonisten, die "NoBody's Perfect" zu mehr macht als nur einen Film über Contergan-Geschädigte. Es ist ein Film über Männer und Frauen, die mit ihrer Behinderung ein beeindruckend normales Leben führen. (dsc)