Mammutevent
17. Januar 2007Damit findet das Sozialforum, das 2001 als zivilgesellschaftliche Alternative zum Weltwirtschaftsgipfel der Mächtigen im schweizerischen Davos entworfen worden war, erstmals in Afrika statt. Über 100.000 Teilnehmer werden in der kenianischen Hauptstadt erwartet.
Mehr als sonst werden die Teilnehmer des Weltsozialforums in diesem Jahr nach Deutschland blicken. Findet doch dort im Juni in Heiligendamm der G-8-Gipfel statt, bei dem Afrika ein Schwerpunkt-Thema sein soll. Damit kommt den deutschen Vertretern auf dem Weltsozialforum in Kenia auch eine besondere Bedeutung zu.
Freihandel und Krieg
So will zum Beispiel der Evangelische Entwicklungsdienst, eed, als Mittler zwischen der deutschen Regierung und seinen Partnerinitiativen im Süden auftreten, von denen viele die geplanten neuen Freihandelsabkommen, die die EU mit 74 ihrer ehemaligen Kolonien in Afrika, der Karibik und dem pazifischen Raum, den so genannten AKP-Ländern, schließen will, stark kritisieren.
Denn ein rascher Abschluss der Abkommen bringt die Länder des Südens zu sehr unter Druck, sagt Jürgen Reichel vom Evangelischen Entwicklungsdienst. Die Länder Afrika sollten genügend Zeit erhalten um zu prüfen, was da auf sie zukommt und wie diese Abkommen auf sie zurückwirken. Zahlreiche Veranstaltungen rund um das Thema Europäisches Partnerschaftsabkommen, das EPA - Freihandelsabkommen, sind deshalb jetzt auf dem Weltsozialforum in Kenia geplant. Auch andere aktuelle politische Ereignisse werden das Forum in Nairobi bestimmen, glaubt Reichel: "Wir erwarten natürlich, dass das Kriegsgeschehen, dass jetzt in Somalia stattfindet, beim Weltsozialforum sehr intensiv diskutiert wird."
Welchen Einfluss hat das Forum?
Unklar ist, inwieweit etwa auch die Bevölkerung in Nairobi von dem Weltsozialforum etwas mitbekommen wird. Die Veranstaltung findet in dem über zehn Kilometer außerhalb gelegenen Moi International Sportstadion statt, das nur über eine viel befahrene und oft durch Staus überlastete Straße zu erreichen ist. Der eed und andere Initiativen wollen deshalb auch im Stadtzentrum dezentrale Informationsangebote parallel zum eigentlichen Forum machen. Gespannt sind derzeit alle, wie das Land Kenia das erste afrikanische Weltsozialforum als Mammutereignis logistisch überhaupt bewältigt.
Die größte Frage bleibt jedoch, welchen konkreten politischen Einfluss das Weltsozialforum auf die weiteren Ereignisse in diesem Jahr, wie etwa den G-8-Gipfel in Deutschland nehmen kann. Denn die pluralistische, strikt anti-hierarchische Struktur des Weltsozialforums, die in seiner Charta verankert ist, hat sich schon häufiger als Stolperstein erwiesen. Einerseits will man konkrete Gegenentwürfe zur Globalisierung anbieten. Andererseits ist niemand autorisiert, bindende Erklärungen abzugeben. In den Augen der Kritiker ein klares Manko: Es werde zwar viel diskutiert, aber am Ende politisch nicht viel bewirkt.