Albaniens Imperium der Überwachung
Dieses Museum gilt als Ort des Grauens: Das "Haus des Efeus" in Tirana war das wichtigste Abhörzentrum des albanischen Geheimdienstes während der Diktatur. Die Geheimdienstakten sind noch nicht geöffnet.
Schwierige Vergangenheitsbewältigung
Im Zweiten Weltkrieg war das "Haus des Efeus" der Sitz der Gestapo. Seit den 1950er Jahren koordinierte der Geheimdienst des kommunistischen Albanien von hier aus seine Abhöraktionen. Heute erinnert es multimedial und museumspädagogisch gestaltet an die Diktatur: Ein Zeichen dafür, dass deren Aufarbeitung beginnt - obwohl die Geheimdienstakten in Albanien noch nicht geöffnet wurden.
Die Blätter der Erinnerung
Die schwarzen Blätter im Eingangsbereich symbolisieren eines der dunkelsten Kapitel der albanischen Diktatur: die Arbeit des Geheimdienstes "Sigurimi i Shtetit". Nach Angaben der Albanischen Informationsbehörde für Geheimdienstakten waren mehr als 120.000 Bürger Informanten des gefürchteten Geheimdienstes - in einem Land mit damals rund 3 Millionen Einwohnern.
Ein Raum des Schreckens
Ehemalige politische Gefangene berichten, dass sie in den 50er Jahren im "Haus des Efeus" gefoltert wurden. In diesem Ermittlerbüro aus der Zeit der kommunistischen Diktatur sind an den Wänden verschiedene Foltermethoden skizziert.
Blick in die Vergangenheit
Der Geheimdienst hatte ein Imperium der Überwachung geschaffen. Nach Angaben der Albanischen Informationsbehörde für Geheimdienstakten gibt es 212.145 Akten, 250.000 individuelle Karteien, 15.000 Gerichtsakten, 21.000 Akten der politischen Prozesse, 16.000 Register. Alles wurde zwischen November 1944 und Juli 1991 erstellt. Die Zahl der Akten, die zerstört wurden, ist nicht bekannt.
Überwachungstechnik einer Diktatur
"Der Geheimdienst ist die geschärfte und geliebte Waffe unserer Partei, weil sie die Interessen des Volkes und unseres sozialistischen Staates gegen die inneren und äußeren Feinde verteidigt", sagte der Diktator Enver Hoxha. Die Überwachung richtete sich gegen alle: Albaner landeten sogar im Gefängnis, weil sie sich über fehlende Waren in einem Laden beklagten und ein Geheimagent das meldete.
Ausländische Geräte, albanische Verbesserungen
Das Museum zeigt die Original-Geräte des damaligen Geheimdienstes - wie diese Schreibmaschine. Der albanische Geheimdienst kaufte die neuste Technik von Russland, China und der DDR - aber auch von privaten Firmen in der BRD. Viele Geräte wurden dann von albanischen Ingenieuren "verbessert", um zum Beispiel bis zu 40 Telefongespräche gleichzeitig abzuhören.
"Die Wanze"
Dieses Gerät produzierten albanische Ingenieure im Labor des Innenministeriums: "Dhënësi A1" - bekannt als "Die Wanze" - war ein Symbol der Überwachung während des kommunstischen Regimes. Insgesamt verfasste der Geheimdienst in Albanien während der Diktatur 32 Millionen Seiten.