Alexandrowka: auf russischen Spuren in Potsdam
Ein "Russendorf" in Preußen: Die kleine Kolonie für die russischen Sängersoldaten sollte deren Heimweh erträglich machen.
Als "Izba" verkleidet
Eigentlich wurden die Häuser eines preußischen Architekten unter der Leitung von Peter Joseph Lenné in klassischer deutscher Fachwerktechnik gebaut, nur die Verkleidung der Fassaden ist eine Nachahmung der traditionellen russischen Holzhäuser, "Izba" genannt.
Kleinrussland nach Plan
Insgesamt wurden 14 Häuser in den Jahren 1826/27 errichtet, 12 Gehöfte, eine Kirche sowie ein Haus bei der Kirche. Die Gehöfte waren streng geordnet auf zwei sich kreuzenden Straßen. Niemals sahen Straßen in russischen Dörfern so aus - hier hat die Anordnung aber durchaus ihren Reiz. Jedem Haus wurde ein Grundstück für den Anbau von Obst und Gemüse zugewiesen.
Rangfolge beachtet
Das größte Haus an der Kreuzung war für den Dorfältesten bestimmt. König Friedrich Wilhelm III., der sich für russische Kunst und Architektur interessierte, ließ aus Petersburg Zeichnungen von Ornamenten und Motiven russischer Holzarchitektur kommen, damit die neuen Bauwerke stilecht realisiert werden konnten.
Privatmuseum bietet Rückschau
Heute beherbergt das Haus ein kleines Privatmuseum, gegründet auf Initiative des aus Westfalen stammenden Arztes Hermann Krämer, einem großen Alexandrowka-Fan. Die kleine Ausstellung versucht die Lebenswelt der ersten Kolonisten zu rekonstruieren.
Kirche zum Gedanken an einen Helden
Was ist ein Dorf ohne eine Kirche? Auch die wurde im Dorf gebaut und Alexander Newski geweiht. Pikantes Detail: Der heilig gesprochene Fürst ging in die Geschichte ein, weil er 1242 den Deutschen Orden besiegte. Bis heute werden in der 1829 eingeweihten orthodoxen Kirche Gottesdienste gefeiert.
Schöner wohnen
Die meisten Häuser sind seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 in Privatbesitz - besondere Bauwerke in einer boomenden Region mit zahlreichen modernen Häusern. Dennoch gehört Alexandrowka als Teil der Potsdamer Kulturlandschaft zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Der gemeinsame Obstgarten
Der gleichzeitig mit dem Bau der Kolonie angelegte Obstgarten gehörte dem preußischen König. Die Kolonisten durften jedoch einen Teil der Ernte für sich nutzen oder verkaufen.
Vom Winde der Geschichte verweht
Alexander Jablokoff war einer der zwölf Soldatensänger. Sein Sohn Nicolaj wohnte ebenfalls im Dorf. Der letzte russische Sänger verstarb 1861, zur Zeit der Weimarer Republik wohnten in Alexandrowka nur vier Familien mit russischen Wurzeln. 2008 starb der letzte Nachfahre der russischen Kolonisten.
"Fensterchen nach Russland"
Dennoch bleibt Alexandrowka ein reizendes Denkmal für die gemeinsame deutsch-russische Geschichte - einer Verbindung, die sich keineswegs auf die Fassade beschränkt, sondern tief im kollektiven Gedächtnis beider Völker verwurzelt ist.