Alice Schwarzer und andere berühmte Feministinnen
Die Rechte der Frau, ihre Sexualität, ihr Rollenverständnis - dafür stehen Feministinnen ein. Und zwar seit vielen hundert Jahren: von Alice Schwarzer über Olympe de Gouges und Simone de Beauvoir bis Margarete Stokowski.
Alice Schwarzer (*1942)
Sie ist wohl die bekannteste Frauenrechtlerin Deutschlands: Seit 1977 gibt sie die feministische Zeitschrift "EMMA" heraus. Zuvor erschien "Der kleine Unterschied und seine großen Folgen". Das Buch, in dem sie freie Sexualität ohne Machtverhältnisse forderte, wurde zum weltweiten Bestseller. Bereits Jahrhunderte vor Schwarzer kämpften Frauen für ihre Rechte - hier geht's zu weiteren Aktivistinnen.
Olympe de Gouges (1748 - 1793)
Die französische Revolutionärin war eine der Vorreiterinnen im Kampf für Gleichberechtigung. Olympe de Gouges verfasste 1791 mit der "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin" eine Antwort auf die "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" von 1789, in der Frauen keine Berücksichtigung fanden. In ihrem Text heißt es: "Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten."
Sojourner Truth (1797 - 1883)
Sie war die erste schwarze Aktivistin, die Frauen- und Sklavenrechte miteinander verband. Die US-Amerikanerin Sojourner Truth sprach sich öffentlich für die Abschaffung der Sklaverei und die Einführung des Frauenwahlrechts aus. Mit ihrer Rede "And ain't I a woman?!" anlässlich einer Frauenrechtskonvention in Ohio 1851 schrieb sie Geschichte.
Louise Otto-Peters (1819 - 1895)
Sie gilt gemeinhin als Begründerin der deutschen Frauenbewegung. 1843 erlangte Louise Otto-Peters mit folgendem Satz Bekanntheit: "Die Teilnahme der Frau an den Interessen des Staates ist nicht ein Recht, sondern eine Pflicht." Sie war 1865 außerdem Mitbegründerin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF), des ersten Frauenvereins Deutschlands.
Hedwig Dohm (1831 - 1919)
Bereits 1874 schrieb sie "Die wissenschaftliche Emancipation der Frauen". Mit ihren Forderungen nach einem Frauenwahlrecht und uneingeschränktem Zugang zu Universitäten war Hedwig Dohm eine der radikalsten Vorreiterinnen der deutschen Frauenbewegung. Mit der Aussage "Menschenrechte haben kein Geschlecht" verlangte sie nach grundsätzlicher Gleichberechtigung.
Emily Davison (1872 - 1913)
Die britische Suffragette Emily Davison wurde insgesamt achtmal verhaftet. Als Aktivistin setzte sie sich - auch mit gewaltsamen Protesten - für das Frauenwahlrecht ein. Das Motto der 1903 gegründeten "Women's Social and Political Union", deren Mitglied sie war: "Deeds, not words!" Davison starb schließlich als Märtyrerin: Im Kampf um Aufmerksamkeit wurde sie 1913 bei einem Pferderennen überrannt.
Simone de Beauvoir (1908 - 1968)
Ein Meilenstein der feministischen Literatur ist das Werk der französischen Schriftstellerin Simone de Beauvoir "Das andere Geschlecht". Vor allem ein Satz daraus ist bekannt: "Man ist nicht als Frau geboren, man wird es." Damit vertrat Simone de Beauvoir als Erste die These, dass Frausein keine biologische, sondern eine soziale Tatsache sei. 1949 war sie damit ihrer Zeit weit voraus.
Betty Friedan (1921 - 2006)
Betty Friedan kritisierte in ihrem Werk "Der Weiblichkeitswahn" ("The Feminine Mystique") die Reduzierung von Frauen auf ihre Rolle als Mutter und Hausfrau. Mit der Veröffentlichung 1963 wurde sie zur Aktivistin der Frauenbewegung in den USA. 1966 gründete sie mit weiteren Frauen die "National Organization for Women" und kämpfte zeitlebens für die Gleichberechtigung von Mann und Frau.
Judith Butler (*1956)
Die Dekonstruktion des biologischen Geschlechts ist das zentrale Thema in Judith Butlers Werk "Gender Trouble". Ihre These: Nicht nur das soziale Geschlecht ("gender"), sondern auch das biologische ("sex") werde gesellschaftlich konstruiert, Geschlechtsidentität werde performt. Damit wurde die US-amerikanische Philosophin zur Pionierin der feministischen Theorie in den 1990er-Jahren.
Mozn Hassan (*1979)
Seit 2007 kämpft die Ägypterin Mozn Hassan mit ihrer Organisation "Nazra for Feminist Studies" für Frauenrechte in ihrem Land. "Nazra" sorgte unter anderem im Rahmen des Arabischen Frühlings dafür, dass sexuelle Belästigung als Straftatbestand verankert wurde. 2016 wurde die feministische Aktivistin mit dem "Right Livelihood Award", dem alternativen Nobelpreis, ausgezeichnet.
Laurie Penny (*1986)
Sie gilt als eine der wichtigsten jungen Feministinnen unserer Zeit. Die Britin kritisiert in ihren Werken "Fleischmarkt" ("Meat Market") und "Unsagbare Dinge" ("Unspeakable Things") die Kontrolle des Frauenkörpers, die Vorstellungen von romantischer Liebe und die sexuelle Unterdrückung der Frau. Penny arbeitet als Journalistin unter anderem für die britische Tageszeitung "The Guardian".
Margarete Stokowski (*1986)
Sie gilt als "deutsche Laurie Penny": Ihr Debüt "Untenrum frei" handelt von Macht, sexuellen Unterdrückungsmechanismen, Rollenbildern und der Frage, wie die Freiheit im Kleinen mit der Freiheit im Großen zusammenhängt. Die zentrale These der Feministin und SPIEGEL-Kolumnistin: "Wir können untenrum nicht frei sein, wenn wir obenrum nicht frei sind. Und andersrum."