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Gesellschaft

Allensbach: Antisemitismus nimmt eher ab

20. Juni 2018

Ein Israeli, der die Kippa offen trägt, wird geschlagen. Ganz Deutschland diskutiert über die Judenfeindlichkeit preisgekrönter Rapper. Sind wir antisemitischer geworden? Nein, sagt eine Studie, oder eher: Nein, aber.

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Screenshot Youtube Antisemitischer Angriff in Berlin
Bild: Jüdisches Forum JFDA

Der Antisemitismus habe trotz dieser jüngsten Ereignisse "eher" abgenommen, schreibt Thomas Petersen vom Institut für Demoskopie Allensbach in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". "Das bedeutet aber nicht, dass er kein Problem wäre", heißt es dort weiter. Insgesamt sei der Antisemitismus "vorwiegend ein Phänomen der politischen Rechten". In den Umfrageergebnissen zeige sich, "dass die Urteile über Juden bei den Anhängern der AfD deutlich negativer ausfallen als bei den Anhängern aller anderen Parteien". 

Insgesamt zeigten die Umfragen des Instituts allerdings kein eindeutiges Bild, hebt Petersen hervor. "Tatsächlich halten sich einige Klischees über 'die Juden' hartnäckig in der Bevölkerung. Doch echte Judenfeindlichkeit empfindet anscheinend nur eine kleine Minderheit." Allgemein sei Antisemitismus in den vergangenen Jahrzehnten eher seltener geworden, und: Insgesamt sei Judenfeindlichkeit hierzulande geringer ausgeprägt als Islamfeindlichkeit.

Einzelfälle oder Verhaltensmuster?

Auf die Frage "Ist Antisemitismus, also Judenfeindlichkeit, heute bei uns ein großes Problem, oder sind das aus Ihrer Sicht Ausnahmefälle?" meinen demnach 23 Prozent, es handele sich um ein großes Problem. 58 Prozent dächten, bei den in den Medien berichteten Übergriffen handele es sich um Einzelfälle. 

Wenn in der Umfrage an den Vorfall von Berlin-Prenzlauer Berg im Frühjahr 2018 erinnert worden sei, bei dem ein junger Mann mit Kippa angegriffen wurde, seien die Antworten skeptischer ausgefallen: Nur 27 Prozent sagten, es sei ein Einzelfall gewesen, während 44 Prozent glaubten, der Angriff auf den Mann mit der jüdischen Kopfbedeckung sei ein Zeichen für verbreiteten Antisemitismus unter Menschen arabischer Herkunft in Deutschland.

Verantwortung für Israel?

Bei der Frage, ob Deutschland Israel gegenüber eine besondere Verantwortung habe, stimmten 31 Prozent der Befragten in der aktuellen Umfrage dieser These zu, 41 Prozent widersprachen. Es zeigten sich demnach Unterschiede beim Alter der Befragten: Während 39 Prozent der ab 60-Jährigen meinten, dass Deutschland für das Schicksal Israels eine besondere Verantwortung trage, seien es bei den unter 30-Jährigen 22 Prozent. 

"Es spricht damit einiges dafür, dass es mit zunehmendem zeitlichen Abstand zum Dritten Reich für die Bundesregierung schwieriger wird, die Haltung zu vermitteln, wonach die Sicherheit Israels zur Staatsräson der Bundesrepublik gehöre", so Petersen.

In einer weiteren Frage hieß es: "Wenn jemand sagt: 'Juden haben auf der Welt zu viel Einfluss.' Würden Sie sagen, das stimmt oder das stimmt nicht?" Mit "das stimmt" antworteten 55 Prozent der AfD-Anhänger. Bei den Anhängern anderer Parteien ergibt sich folgendes Bild: Bei den Linken-Anhängern stimmten 20 Prozent zu, bei den FDP- und den CDU/CSU-Anhängern jeweils 19 Prozent, bei den Grünen 17 und bei der SPD 16 Prozent. Das bedeutet, dass insgesamt 22 Prozent der Befragten meinen, dass der Einfluss von Juden zu groß sei.

mm/uh (FAZ, KNA)