Vorwürfe gegen Armee des Irak
10. November 2016Irakische Sicherheitskräfte haben nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bei ihrer Offensive auf die Großstadt Mossul Zivilisten gefoltert und getötet.
Erschossen und gefoltert
Bewaffnete Männer in Polizeiuniformen hätten bis zu sechs Menschen kaltblütig erschossen und einige von ihnen vorher misshandelt, teilte Amnesty mit. Die Sicherheitskräfte hätten den Opfern Verbindungen zur Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) vorgeworfen.
Hinrichtungen dieser Art verstießen gegen internationales Recht, betonten die Menschenrechtler. Die Vorkommnisse hätten sich am oder um den 21. Oktober herum zugetragen, so Amnesty weiter. Das irakische Innenministerium äußerte sich zu den Vorwürfen bislang nicht. Über ähnliche Übergriffe durch irakische Sicherheitskräfte hatte Amnesty bereits im Mai bei der Befreiung der Stadt Falludscha von der IS-Herrschaft berichtet.
Offensive im Oktober
Die irakische Armee hat zusammen mit verbündeten Milizen im Oktober eine von der US-Luftwaffe unterstützte Großoffensive gegen Mossul gestartet, die letzte Bastion des IS im Irak. Nach Berichten von geflohenen Einwohnern und Angaben der Vereinten Nationen haben die IS-Kämpfer angesichts des Angriffs der Armee Zivilisten an mehreren Orten in Mossul zusammengetrieben, um sie als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Die Extremisten hatten die strategisch bedeutsame Stadt im Juni 2014 eingenommen.
Unterdessen fliehen immer mehr Einwohner aus Mossul. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) teilte mit, es seien in den vergangenen gut drei Wochen 41.988 Flüchtlinge gezählt worden. Hilfsorganisationen warnen seit Beginn der Offensive, dass mehr als eine Million Menschen aus Mossul in die Flucht getrieben werden könnten. Nach Angaben der Entwicklungsorganisation Oxfam hat sich die Zahl der aus der Metropole geflohenen Menschen binnen weniger Tage verdreifacht. Seit der vergangenen Woche seien mindestens 3.362 Familien geflohen, viele der Lager seien voll und es fehle an Unterkünften, Heizung sowie Trinkwasser, berichtete Oxfam.
wl/wo (afp, dpa, rtr)