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"Nigerias Armee tötete hunderte Muslime"

22. April 2016

Militär und Muslime hatten sich nach dem Blutbad vom Dezember gegenseitig beschuldigt. Nun erheben die ai-Menschenrechtler schwere Vorwürfe gegen die Machthaber in Abuja: Die Gräueltaten sollten vertuscht werden.

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Nigerianische Soldaten (foto: Getty Images)
Bild: -/AFP/Getty Images

350 schiitische Muslime seien Ende des vergangenen Jahres in der Stadt Zaria von nigerianischen Soldaten ermordet worden. Danach habe man sich bemüht, Spuren der Gewaltakte der Armee systematisch zu verwischen. Amnesty International (ai) legt dem Militär die Tötung hunderter Angehöriger der "Islamischen Bewegung von Nigeria" (IMN) zur Last. Ihre Untersuchungen hätten ergeben, dass die Streitkräfte bei den Zusammenstößen im Dezember "willkürlich" auf friedliche Protestierende geschossen hätten.

Regierungstruppen sollen die IMN-Demonstranten in der schiitisch dominierten Stadt angegriffen haben, nachdem diese einem Militärkonvoi die Durchfahrt verwehrte hatten. Das Militär erklärte dazu, die IMN-Anhänger hätten den Armeechef töten wollen und die Soldaten hätten angemessen darauf reagiert. IMN-Führer Ibrahim Zakzaky wurde bei dem Einsatz verhaftet, sein Haus und der Hauptschrein der Gruppe wurden in Trümmer gelegt.

Opfer heimlich in Massengräbern verscharrt

Es sei "nicht klar", weshalb sich die Armee zu einem derartigen Einsatz entschlossen habe, analysierte Amnesty. Die Bürgerrechtler warfen den Streitkräften vor, keinen Beweis für die Absichten oder Drohungen der Schiiten erbracht zu haben. Zudem habe die nigerianische Armee ihrerseits Beweise für das Blutbad verschwinden lassen. Sie habe "Menschen bei lebendigem Leib verbrannt und Gebäude zerstört". Bei Nacht und Nebel hätten Soldaten hunderte Leichen mit Lastwagen abtransportiert und in Massengräbern verscharrt. Die Organisation veröffentlichte dazu Satellitenaufnahmen möglicher Gräber.

Die IMN will in der nördlichen Region des afrikanischen Landes einen islamischen Staat nach dem Vorbild der iranischen Revolution errichten. Der Iran wiederum versteht sich als Schutzmacht schiitischer Minderheiten weltweit und hatte scharf gegen den Angriff der Truppen protestiert.

SC/se (afp, epd, rtr)