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"Türkei für Gräuel in Afrin verantwortlich"

2. August 2018

Protürkische Milizen haben nach Recherchen von Amnesty International schwerste Menschenrechtsverletzungen in der nordsyrischen Stadt Afrin begangen.

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Syrien Afrin | türkische Soldaten
Bild: picture-alliance/Anadolu Agency/H. Fidan

Dazu gehören Plünderungen von Häusern, willkürliche Inhaftierungen, Folter und das sogenannte Verschwindenlassen von Zivilisten in der einst kurdisch dominierten Region, wie die Menschenrechtsorganisation in Berlin bekannt gab.

Die meisten Gräueltaten gingen von den syrischen bewaffneten Gruppen aus, die aber von der Türkei auf- und ausgerüstet worden seien, heißt es. Einige dieser Milizen hätten Schulen besetzt und behinderten damit die Bildung tausender Kinder.

"Bisher völlig versagt"

"Die türkische Militäroffensive und Besatzung haben das Leiden der Einwohner von Afrin verschärft, die bereits Jahre eines blutigen Konflikts durchgestanden haben", kritisierte Amnesty-Forscherin Lynn Maalouf. Die Türkei sei als Besatzungsmacht verantwortlich für das Wohlergehen der Zivilbevölkerung und die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung. "Bisher haben ihre Streitkräfte bei diesen Pflichten völlig versagt."

Syrien Afrin Arabische Milizen Plünderungen
Plünderungen in Afrin durch protürkische MilizenBild: Getty Images/AFP/B. Kilic

Im Januar 2018 hat die Türkei gemeinsam mit verbündeten syrischen Gruppen eine Militäroffensive gegen kurdische Kämpfer in der Region Afrin eingeleitet. Beobachtern zufolge waren in den Reihen der syrischen Kämpfer auch islamische Extremisten. Im Frühjahr übernahm die Türkei die Kontrolle in Afrin. Zehntausende Menschen flüchteten, darunter viele Angehörige religiöser Minderheiten in der Region.

Türkische Regierung schweigt

Die Türkei ist entschlossen, weiter in der Region zu bleiben und hat tausende Flüchtlinge aus der Türkei und anderen Gebieten Syriens dort angesiedelt. Amnesty-Forscherin Maalouf mahnte nun, die Türkei könne ihrer Verantwortung nicht entgehen, indem sie syrische Milizen benutze, um "ihre Drecksarbeit" zu machen. Sie müsse umgehend die Verstöße protürkischer Gruppen beenden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

Amnesty hat nach eigenen Angaben im Mai, Juni und Juli 32 Menschen interviewt, von denen einige in Afrin lebten und andere von dort flüchten. Auf Anfrage der Menschenrechtsorganisation hat sich die türkische Regierung nicht zu dem Vorwurf der Menschenrechtsverletzungen äußern wollen.

rb/nob (afp, epd, amnesty)