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Arcandor bettelt um Staatshilfen

6. Juni 2009

Für die Karstadt-Mutter wird es eng: Ohne staatliche Hilfen müsse Arcandor sofort Insolvenz anmelden, so der Konzern. Die Mieten kann Arcandor schon jetzt nicht mehr zahlen. Ein Krisentreffen soll die Pleite abwenden.

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Logos von Karstadt und Kaufhof (Foto: AP)
Kann eine Fusion mit Metro Karstadt noch retten?Bild: picture-alliance/ dpa

Am Samstag (6.6.2009) kristallisierte sich heraus, wie dramatisch die Lage beim Handelskonzern Arcandor wirklich ist: Wie mehrere Zeitungen berichteten, ist selbst für Mieten kein Geld mehr da. Das Unternehmen hat die Mietzahlungen für seine Karstadt-Filialen vorläufig eingestellt. Unternehmenssprecher Gerd Koslowski sagte, wenn am Montag die beantragte staatliche Hilfe versagt würde, müsse der Konzern umgehend Insolvenz anmelden.

Man vertraue aber darauf, dass die in Höhe von 437 Millionen Euro beantragte Rettungsbeihilfe gewährt werde, sagte Koslowski. Als Voraussetzung dafür fordern die Staatsvertreter einen Zusammenschluss mit dem Konkurrenz-Unternehmen Metro zu einer gemeinsame Warenhaus-AG.

Entscheidendes Krisentreffen

Ob daraus etwas wird, könnte sich an diesem Sonntag entscheiden, bei einem Krisentreffen zwischen Arcandor und Metro. Teilnehmer sind Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick, Metro-Chef Eckhard Cordes und Arcandor-Aufsichtsratschef Friedrich Carl Janssen. Mit dabei ist auch der Deutschland-Chef der Investmentbank Goldman Sachs, Alexander Dibelius. Die Bank ist Haupteigentümer einer Immobiliengesellschaft, der die meisten Karstadt-Warenhäuser gehören. Ein Konzept für eine Warenhaus-AG muss nach Angaben Koslowskis noch erarbeitet werden. Arcandor wäre für eine Fusion auf Augenhöhe.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (Foto: AP)
Die Kanzlerin wirft Arcandor Missmanagement vorBild: AP

Metro-Chef Cordes erklärte in der "Bild am Sonntag": "Wir glauben immer noch, dass es eine privatwirtschaftliche Lösung für die Karstadt-Warenhäuser auch ohne Insolvenz geben kann." Es sei möglich, den zu Metro gehörenden Kaufhof mit Karstadt in zwei Monaten zu einer Warenhaus-Kette zu verschmelzen. Cordes kritisierte, das Verhalten des Arcandor-Managements erhöhe das Risiko einer Insolvenz.

Merkel lehnt Staatshilfen ab

Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte die Arcandor-Geschäftsführung auf, Gespräche mit Metro über eine Fusion zu führen. Sie lehnt derzeit Staatshilfen ab. "Bei Arcandor muss man zunächst einmal die Eigentümer und die Gläubiger stärker fordern", sagte die CDU-Chefin der "Bild am Sonntag". Sie warf Arcandor Missmanagement mit äußerst ungünstigen Vertragsgestaltungen vor und nannte die Mietverträge als Beispiel.

Der Arcandor-Sprecher sagte dazu, der Konzern habe in Berlin ein Konzept vorgelegt, das erhebliche Beiträge von Mitarbeitern, Eigentümern und Partnern zur Sanierung des Konzerns beinhalte. Zusammen beliefen sich diese Zugeständnisse auf fast 700 Millionen Euro. Laut Medienberichten will die Privatbank Sal. Oppenheim eine geplante Kapitalerhöhung von 100 auf 150 Millionen Euro aufstocken. Der "Spiegel" schreibt, die Arcandor-Miteigentümerin Madeleine Schickedanz, die in den vergangenen Jahren bereits massiv Vermögen verloren hatte, soll bereit sein, allenfalls noch einmal 40 Millionen Euro nachzuschießen.

Ermittlungen gegen Ex-Chef?

Unterdessen bat Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) ihre nordrhein-westfälische Ressortkollegin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU), Ermittlungen gegen den ehemaligen Arcandor-Chef Thomas Middelhoff wegen zweifelhafter Immobiliengeschäfte zu prüfen. Zypries zeigt sich beunruhigt über Presseberichte, die sich mit den "Immobiliengeschäften der Arcandor AG unter Middelhoff" befassten. Dabei geht es um Beteiligungen Middelhoffs und seiner Ehefrau an Immobilienfonds, die Gebäude zu außergewöhnlich hohen Mieten an den zu Arcandor gehörenden Karstadt-Konzern verpachten.

Bei den Beschäftigten geht die Angst um: Bundesweit sind ab Sonntag Mahnwachen von Karstadt-Mitarbeitern und Aktionen an allen Standorten geplant. (mag/qu/ap/dpa)

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