Armenien und Aserbaidschan auf Friedenssuche in Brüssel
15. Juli 2023Die politischen Spitzen von Armenien und Aserbaidschan werden an diesem Samstag zu Friedensgesprächen unter Vermittlung der Europäischen Union in Brüssel erwartet. EU-Ratspräsident Charles Michel empfängt den armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan und den aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew. Ziel ist nach Brüsseler Angaben ein dauerhafter Frieden im Südkaukasus und die Normalisierung zwischen beiden Staaten.
Zwei Kriege, Tausende Tote
Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Kaukasus-Enklave Berg-Karabach. Es gab bereits zwei Kriege mit Tausenden Toten. Nach den jüngsten Kämpfen im Jahr 2020 hatte Russland ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang. Seitdem gibt es aber immer wieder tödliche Auseinandersetzungen an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze. Im Mai hatten sich Vertreter beider Länder bereits in Washington, Brüssel und in Moskau getroffen. Nun folgt das sechste Gespräch unter EU-Vermittlung in knapp zwei Jahren.
Erst am Dienstag hatte Aserbaidschan wieder eine Verschärfung des Konflikts verursacht - durch die Sperrung der einzigen Verbindungsstraße zwischen Armenien und der hauptsächlich von Armeniern bewohnten Kaukasus-Enklave. Die Führung in Baku begründete die Grenzschließung am Latschin-Korridor mit dem Vorwurf des Warenschmuggels.
"Die Situation ist schrecklich"
Die Sperrung löste Besorgnisse wegen einer möglichen humanitären Krise in der Region aus. Ein Separatistenführer in Berg-Karabach forderte den "ungehinderten Verkehr sowie den Transport von Menschen und Gütern entlang dem Korridor". "Die Situation ist schrecklich, in ein paar Tagen werden wir unumkehrbare Folgen haben", erklärte er. Am Freitag dann protestierten etwa 6000 Menschen in Stepanakert, der größten Stadt von Berg-Karabach, gegen die Straßenschließung.
Die medizinischen Transporte über die Verbindung zwischen Armenien und der Enklave liefen inzwischen jedoch wieder an. Die "Evakuierung von Patienten aus Karabach in armenische Krankenhäuser" sei am Freitag wieder aufgenommen worden, sagte eine Sprecherin des armenischen Roten Kreuzes der Nachrichtenagentur AFP. "Elf Patienten in ernstem Zustand wurden über den Latschin-Korridor transportiert."
sti/jj (afp, rtr)