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Art Cologne blickt auf eigene Geschichte

Stefan Dege13. April 2016

In Köln hat die Kunstmesse Art Cologne zum 50. Mal ihre Pforten geöffnet. Die 218 Aussteller konzentrieren sich auf den bewährten Kunstmix. Zu sehen sind vor allem Werke der Klassischen Moderne und zeitgenössische Kunst.

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Roy Lichtensteins 'Modern Rooms' auf der Art Cologne (Foto: DW/Stefan Dege)
Bild: DW/S. Dege

Über mangelnden Besucherandrang brauchen sich die Art-Cologne-Macher auch 2016 nicht zu beschweren. Gleich zu Beginn strömten die ersten Kunstinteressierten in die Kölner Messehallen. Der Münchner Galerist Raimund Thomas fühlte sich denn auch an die Anfänge des Kunstmarkts im Jahr 1967 erinnert. Zwei Kölner Galeristen hatten damals die Messe aus der Taufe gehoben. "Das war eine aufregende Zeit", so Thomas. Von damals bis heute ist der Münchner Galerist dabei, erlebte Höhen und Tiefen der Messe und resümierte jetzt für sich: "Ich mache weiter!"

Art-Cologne-Preis für Raimund Thomas

Die Art Cologne und mit ihr die Veranstalter vom Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) würdigen Thomas' Treue, indem sie ihm den Art Cologne-Preis 2016 verleihen, eine besondere Ehre im sonst eher kommerziell orientierten Messereigen. "Museum auf Zeit", "Markt der Eitelkeiten", "Hotspot des Internationalen Kunsthandels": So manches Etikett kann oder muss die Messe sich in ihrem Jubiläumsjahr anheften lassen. International spielt sie - und das wissen ihre Aussteller - in der zweiten Liga. Auf die übermächtige Konkurrenz von Basel, London, Miami oder Hongkong blickt man in Köln so neidisch wie selbstbewusst. Immerhin hat Köln die älteste Kunstmesse der Welt.

Raimund Thomas (Foto: DW/Stefan Dege)
Erhält in diesem Jahr den Art Cologne-Preis: Raimund ThomasBild: DW/S. Dege

Erinnerung an die Anfänge: Art Cologne zeigt Pop-Art aus den USA

Das ist auch ein Anspruch, und er schlägt sich im Erscheinungsbild des Kunstmarktes nieder. Die Galeristen mit Klassischer Moderne und Nachkriegskunst haben sich nämlich im Erdgeschoss der Messehalle ausgebreitet. Wichtige Player sind dabei wie die Düsseldorfer Galerie Beck & Eggeling, die Galerie Bernheimer Fine Art aus Luzern oder Thomas Salis aus Salzburg. In ihren Kojen hängt und steht, flimmert oder blinkt das, was zur Gründungszeit der Art Cologne als hochmodern galt - grellbunte, quietschvergnügte Pop-Art aus den USA, die Werke heutiger Kunstheroen wie Gerhard Richter oder Sigmar Polke. Viele ihrer Werke sind längst im Kunstmarkt-Olymp angelangt und kosten Millionen - Dollar wie Euro. Darunter mischen sich Arbeiten von Künstlern, die von den Nazis verfemt waren, Auch sie zu stolzen Preisen im sechsstelligen Eurobereich.

Besucherin auf derArt Cologne (Foto: DW/Stefan Dege)
Auch kunstinteressierter Nachwuchs wird auf der Art Cologne gern gesehenBild: DW/S. Dege
Piratenschiff der US-Künstlerin und Umweltaktivistin Andrea Bowers auf der Art Cologne (Foto: DW/Stefan Dege)
Aye, aye! Die US-Künstlerin und Umweltaktivistin Andrea Bowers ist mit einem Piratenschiff auf der Art Cologne vertretenBild: DW/S. Dege

Protest gegen Umweltverschmutzung und Faschismus

Und was bietet die Art Cologne an zeitgenössischer Kunst? Im Obergeschoss treten manche Galeristen zu Höhenflügen an. Capitain Petzel aus Berlin etwa hat eine Arbeit der US-Künstlerin und Umweltaktivistin Andrea Bowers mitgebracht - ein aus gebrauchtem Holz gezimmertes Piratenschiff, das spielerisch und bunt gegen Umweltsünden protestiert. Kostenpunkt: 85.000 US-Dollar. Politisch motivierte Kunst auch am Stand der Kerlin Gallery aus Dublin: Sie rückt ein fotografisch inspiriertes Gemälde von Brian Maguire ins Scheinwerferlicht, einem jungen Iren, der den wachsenden Faschismus in Europa aufspießt. Auf seinem Bild heben zu weißen Schemen geronnene Figuren den Arm zum Hitlergruß. Kaufen kann man das ebenfalls für 85.000 Euro.

Brian Maguire auf der Art Cologne (Foto: DW/Stefan Dege)
Der irische Künstler Brian Maguire prangert den Faschismus in Europa anBild: DW/S. Dege

Viele Fotografie und Malerei, kaum Multimediales

Ausgewählte junge Künstler, sogenannte "New Positions", stellt die Messe wie gehabt in Förderkojen vor. 14 solcher Ansätze sind zu bestaunen, die Kunst überwiegend als Mittel der Gesellschaftsdebatte verstehen. Insgesamt dominiert die Malerei auf dieser Art Cologne.

Die Hochzeit der Fotografie scheint vorbei. Auffällig vielleicht, dass die Foto-Eleven der berühmten rheinischen Becher-Schule mit Großformaten Karriere machen - Andreas Gursky, Boris Candida Höfer oder auch der Fotograf Boris Becker, der mit dem berühmten Tennisspieler nur seinen Namen teilt. Der Kölner Galerist Klaus Benden bietet von Becker eine Momentaufnahme vom Umbau der Kölner Oper an. Sie liefert ungewohnte Innenansichten des Kulturbetriebs zum Preis von 30.000 Euro. Was auch auffällt in den Kölner Messehallen: Das Multimediale, zum Beispiel Videoinstallationen, ist kaum noch präsent. Es hat sich, wie ein Galerist anmerkte, "ins Internet verlagert, wo man wenigstens Geld damit verdienen kann".

Blick in die Händlerkojen derart Cologne (Foto: DW/Stefan Dege)
Ein Blick in die Händlerkojen der Art Cologne 2016Bild: DW/S. Dege