Asien: Der Friedhof der Schiffe
Wenn Ozeanfrachter in die Jahre kommen, landen sie meist in asiatischen Abwrackwerften. 2014 wurden mehr als 60 Prozent aller Schiffe an den Küsten von Indien, Pakistan und Bangladesch zerlegt.
Letzte Ruhestätte
Im Durchschnitt landen Ozeandampfer nach 30 Jahren auf dem Schrottplatz. Laut der Nichtregierungsorganisation "Shipbreaking Platform" wurden vergangenes Jahr weltweit 1026 alte Schiffe recycelt. An den Küsten Asiens zerlegte man 641 dieser Frachter, auch hier im indischen Alang.
Strandabbau
Die größte Abwrackwerft der Welt liegt im indischen Küstenort Alang im westlichen Bundesstaat Gujarat. Auf einer Küstenstrecke von zehn Kilometern demontieren Arbeiter hier alte Containerschiffe und Passagiertanker.
Mit vereinten Kräften
Rund 35.000 Arbeiter zählt die indische Werft in Alang, die meisten davon sind Migranten oder ungelernte Tagelöhner. Bei Ebbe werden die alten Schiffe in Küstennähe herangefahren, bevor sie von den Männern per Tau an Land gezogen und zerlegt werden.
Gefährliche Handarbeit
Während in Europa und Amerika Maschinen beim Abbau der Schiffe zum Einsatz kommen, fehlt es in asiatischen Werften oft an nötigem Großwerkzeug. Die Männer zerstückeln die Schrottteile mit Lötlampen oder Hämmern. Dabei kommt es immer wieder zu Unfällen.
Fehlende Schutzmaßnahmen
Keine Sicherheitsbrillen, kein ordentliches Schuhwerk: Die Schiffszerstückeler in Asien riskieren bei der täglichen Arbeit ihre Gesundheit. Doch das nächste Krankenhaus liegt 50 Kilometer entfernt. Die kleine Hilfsstation des Roten Kreuzes kann die Verletzten nur spärlich versorgen.
Schäden für Umwelt und Menschen
Bevor die Werften in Alang in Betrieb genommen wurden, hatte der Küstenort saubere Strände vorzuweisen. Durch laxe Bestimmungen beim Umgang mit Schwermetall sind die Strände nun mit Asbest und Öl verseucht. Immer wieder erleiden Arbeiter Vergiftungen durch ausströmende Gase.
Kostbarer Schrott
Dieser Arbeiter in Alang sortiert alte Schiffsmaschinenteile aus. In Asien erhalten Schiffsbesitzer mehr Geld für den Metallabfall. Während sie in europäischen Werften eine Tonne Stahl für 150 US-Dollar verkaufen, verdienen sie in China für die gleiche Menge 300 und in Indien sogar 500 US-Dollar.
Neuer EU-Regulierungsversuch
Wenn die EU 2015 ihre geplante Liste erstellt mit allen Anlagen, in denen europäische Schiffe demontiert werden dürfen, wird die Anlage im belgischen Gent dabei sein. Werften in Indien, Bangladesch und Pakistan sollen dagegen fehlen. Ein mögliches Schlupfloch: Schiffsbesitzer könnten ihre Fähren unter nicht-europäische Flagge setzen - und damit weiterhin die gewinnbringenderen Werften anfahren.