Asturien-Preise im Schatten des Krieges
29. Oktober 2022Mit einem Aufruf zu Frieden in Europa und der Ukraine sind am Freitagabend in der nordspanischen Stadt Oviedo die renommierten Prinzessin-von-Asturien-Preise vergeben worden. Die mit jeweils 50.000 Euro dotierten Auszeichnungen sind auch als "spanische Nobelpreise" bekannt und werden alljährlich in acht verschiedenen Sparten vergeben.
Im Mittelpunkt der Preisvergabe stand in diesem Jahr der polnische Journalist und Demokratie-Aktivist Adam Michnik. Der frühere antikommunistische Dissident und Chefredakteur der größten liberalen Tageszeitung des Landes "Gazeta Wyborcza" wurde als einer der "herausragendsten Verteidiger der Bürgerrechte in Polen" in der Sparte "Kommunikation und Geisteswissenschaften" ausgezeichnet.
Michnik sei eine der entscheidenden Persönlichkeiten bei der Rückkehr Polens zur Demokratie und ein außerordentlicher Journalist gewesen, betonte der spanische König Felipe VI. bei der Verleihung. So ließ der politische Essayist auch nicht die Gelegenheit aus, in Oviedo über den Krieg in Osteuropa zu sprechen. Der 76-Jährige warnte Europa, dass im Ukraine-Krieg die "Zukunft Europas auf dem Spiel steht".
"Putin ist nicht Russland"
Der Krieg des russischen Staatschefs Wladimir Putin sei nicht nur ein Krieg gegen die Ukraine, sondern gegen die ganze demokratische Welt. "Daher sind alle Demokraten dieser Welt verpflichtet, der Ukraine zu helfen", so Michnik. Zugleich stellte er klar: "Putin ist nicht Russland." Er erinnerte an die vielen Russen, die unter Gefahren gegen den Kreml-Herrscher protestierten. "Sie verteidigen die Ehre Russlands", so der Journalist, der selbst im kommunistischen Polen sechs Jahre wegen der Verteidigung von Menschenrechten und Meinungsfreiheit in Haft saß.
In einem Moment, in dem die Schrecken des Krieges in der Ukraine auch nach Europa zurückgekehrt sind, sei es wichtiger denn je, sich erneut an den Ursprung der EU zu erinnern, betonte Felipe VI. in seiner Ansprache im Teatro Campoamor. "Der Ursprung der heutigen Europäischen Union war die Suche nach einem dauerhaften Frieden nach der Verwüstung durch die beiden großen Weltkriege".
Recycling, KI, Notunterkünfte aus Karton
Die Auszeichnung für Internationale Zusammenarbeit ging in Oviedo an die britische Seglerin Ellen MacArthur (46), die mit ihrer Stiftung viele der weltweit größten Verpackungshersteller für ihre auf Recycling orientierte Kreislaufwirtschaft gewinnen konnte, mit der die Weltmeere vom Plastikmüll befreit werden sollen.
Die "Kultur"-Preise wurden in diesem Jahr an Spanier vergeben. Der Madrider Autor und Theaterdirektor Juan Mayorga wurde mit dem Literatur-Preis geehrt, während die beiden spanischen Flamenco-Künstlerinnen, die Sängerin Carmen Linares und die Tänzerin Maria Pages, den Preis der Künste in Empfang nahmen. Der mexikanische Anthropologe und Harvard-Professor Eduardo Matos Moctezuma wurde in der Sparte Sozialwissenschaft ausgezeichnet.
Die vier Informatiker Geoffrey Hinton, Demis Hassabis, Yann Le Cun und Yoshua Bengio erhielten als "Väter der Künstlichen Intelligenz" (KI) den Preis in der Sparte Wissenschaft. Sie hätten die Basis für Deep Learning gelegt, begründete die "Stiftung Prinzessin von Asturien" ihre Entscheidung.
Den "Preis der Eintracht" ging an den japanischen Star-Architekten Shigeru Ban, der für seine "Solidarität" und seinen uneigennützigen Einsatz für Hilfsbedürftige geehrt wurde. Ban entwickelte rasch aufzubauende Notunterkünfte aus Karton-Strukturen, die heute weltweit für Opfer von Naturkatastrophen oder bewaffneten Konflikten zum Einsatz kommen und Menschen in Notlagen eine "würdige Unterkunft" geben. Die beiden Institutionen Olympische Stiftung für Flüchtlinge und das Olympia-Flüchtlingsteam erhielten als "Symbol der Hoffnung für alle Flüchtlinge der Welt" die Auszeichnung in der Sparte Sport.
sti/AR (dpa, kna)