documenta 14 auch in Athen
5. März 2015"Die documenta kommt nicht nach Athen, um dort einzufallen. Sie kommt, um dort an dem reichen kulturellen Leben in Athen teilzunehmen", sagte der Bürgermeister der griechischen Metropole, Yiorgos Kaminis, bei der Vorstellung des neuen Konzepts der Kunstausstrellung in Berlin.
"Von Athen lernen" – so lautet der Titel der kommenden Weltkunstausstellung documenta 14. Darin solle die Spannung zwischen dem Norden und dem Süden greifbar werden, hatte der künstlerische Leiter Adam Szymczyk im Vorfeld erklärt. Mit Athen wähle die Ausstellung eine Stadt, die ein besonderer Schauplatz der anhaltenden ökonomischen Krise Europas sei: "Die Stadt verkörpert die wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Ausweglosigkeiten, mit denen sich Europa heute konfrontiert sieht", so der polnische documenta-Chef.
Athen stehe heute beispielhaft für die aktuellen Probleme, die über die griechische Krise hinausgehen. Eine ähnliche Rolle schreibt Adam Szymczyk der Stadt Kassel im Gründungsjahr der Kunstausstellung zu: 1955 habe die Stadt für die Notwendigkeit gestanden, mit dem Trauma der Zerstörung im 2. Weltkrieg umzugehen und gleichzeitig als strategisch bedeutsamer Ort im beginnenden Kalten Krieg zu dienen, sagte Szymczyk. Doch heute sei es Zeit für einen "Blickwechsel".
Für Athen sei die Partnerschaft eine große Ehre, sagte Bürgermeister Yiorgos Kaminis: "Es ist die außerordentliche Gelegenheit zu zeigen, dass trotz der Krise Kultur und Kreativität in der Stadt lebendig bleiben."
Parallele Veranstaltungen
Geplant ist, dass die Ausstellungen am 8. April 2017 zunächst in Athen und am 10. Juni in Kassel eröffnet werden. An beiden Orten soll sie, wie üblich, hundert Tage dauern, ein Monat überlappt sich. documenta-Geschäftsführerin Annette Kulenkampff führte für den früheren Auftakt in Athen "rein praktische Gründe" an. Das Team könne nicht gleichzeitig an beiden Orten zur Eröffnung sein. Zudem sei es im Juli und August in Athen so heiß, dass man dort keine Ausstellung machen könne. Kulenkampff erwartet Impulse auch über die documenta hinaus. "Was Wirtschaft und Politik in dieser schwierigen Zeit nicht schaffen, könnte der Kunst gelingen: Brücken schlagen, Grenzen überwinden und Vorurteile abbauen."
Die documenta ist weltweit die bedeutendste Ausstellungsreihe für zeitgenössische Kunst. Sie findet alle fünf Jahre statt. 2012 besuchten rund 750.000 Menschen die Ausstellung, die von über 100 Künstlern aus 43 Ländern gestaltet wurde.
suc/wl (epd/ dpa)