Auch Pep will Kataloniens Unabhängigkeit
11. Juni 2017Pep Guardiola (Artikelbild) sagte in einer Ansprache auf Katalanisch, Spanisch und Englisch zu den Anhängern der Unabhängigkeit: "Es gibt keinen anderen Weg. Wir werden im Oktober über unsere Zukunft abstimmen, auch wenn der spanische Staat das nicht möchte."
Der ehemalige Trainer des FC Barcelona und des FC Bayern München bat in seiner Rede Europa und die Welt um Unterstützung für Katalonien gegen Übergriffe eines "autoritären Staates". Die Demokratie sei in Spanien bedroht, rief er unter tosendem Jubel. An der von mehreren Verbänden und Parteien organisierten Demonstration nahmen neben Guardiola weitere katalanische Persönlichkeiten des Sports, der Wirtschaft und der Kultur teil. Insgesamt zählte die Stadtverwaltung von Barcelona mindestens 30.000 Demonstranten.
Regionalpräsident Carles Puidgemont hatte kürzlich das Referendum für den 1. Oktober angekündigt. Die Fragestellung soll lauten: "Möchten Sie, dass Katalonien ein unabhängiger Staat im Form einer Republik sein soll?" Die spanische Zentralregierung des konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy ist gegen ein solches Referendum, hat aber noch nicht mitgeteilt, wie sie es verhindern will. Das Verfassungsgericht in Madrid erklärte ein Unabhängigkeitsreferendum für unzulässig.
Unzulässigkeit des Referendums?
Der ehemalige katalanische Regionalpräsident Arturo Mas wurde im März des zivilen Ungehorsams schuldig befunden, weil er im Jahr 2014 eine nicht genehmigte und nicht bindende Volksabstimmung über die Unabhängigkeit von Spanien hatte abhalten lassen. An der Abstimmung beteiligten sich damals 2,3 Millionen der 6,3 Millionen Stimmberechtigten. Mehr als 80 Prozent der Teilnehmer stimmten für die Unabhängigkeit. Mas darf laut dem Urteil des Berufungsgerichts in Barcelona zwei Jahre lang keine öffentlichen Ämter ausüben.
Wohlhabende Region
Puigdemont hatte bereits in seiner Neujahrsansprache für 2017 ein rechtlich bindendes Unabhängigkeitsreferendum für die wirtschaftsstarke Region in Aussicht gestellt. Katalonien ist eine wohlhabende Region mit einer eigenen Sprache und eigenen kulturellen Gepflogenheiten. Doch die in den 1970er Jahren zugestandenen Autonomierechte gehen vielen Katalanen nicht weit genug. Für Unmut sorgt, dass Teile der Wirtschaftskraft Kataloniens genutzt werden, um ärmere Regionen Spaniens zu unterstützen.
Zur Verhinderung des für Oktober angekündigten Volksentscheids könnte die Zentralregierung erneut das Verfassungsgericht einschalten. Dieses könnte Puigdemont wegen "Ungehorsams" suspendieren oder vorübergehend sogar die Kontrolle über die Regionalregierung übernehmen.
cgn/wa (afp, dpa)